Test - Advance Wars 1+2: Re-Boot Camp : Test: Rundentaktik-Klassiker im neuen Gewand
- NSw
Ursprünglich sollten die Neuauflagen der ersten beiden Advance-Wars-Spiele bereits vor einem Jahr erscheinen. Aufgrund des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine entschieden sich Nintendo und WayForward aber, den Release auf unbestimmte Zeit zu verschieben. Jetzt, ein Jahr später, steht die Veröffentlichung der Remake-Sammlung kurz bevor. Als Veteran der Gameboy-Advance-Originale sah ich dem Switch-Release durchaus freudig entgegen und stürzte mich direkt in die Missionen.
Eine kleine Geschichtsstunde für alle unter euch, die denken, die Wars-Reihe feierte ihr Debüt auf dem Gameboy Advance: Tatsächlich markiert das erste Advance Wars von 2001 bereits den siebten Eintrag der Serie. Ursprünglich startete sie auf dem Famicom, der japanischen Version des NES, exklusiv im Land der aufgehenden Sonne. Auch die folgenden Einträge der Reihe, die auf dem Ur-Gameboy, dem Gameboy Color und dem Super Famicom erschienen, erfuhren keine Veröffentlichung auf dem westlichen Markt.
Angesichts des Erfolges verwundert es, dass die Reihe seit dem Nintedo-DS-Ableger Advance Wars: Dark Conflict von 2008 brachliegt. Jetzt spendiert euch Nintendo mit dem Advance Wars 1+2: Re-Boot Camp immerhin Remakes der ersten beiden Teile, verschnürt in einem kompakten Bundle.
Rundentaktik mit Puzzle-Ansatz
Beim Namen Intelligent Systems dürften einigen von euch die Ohren klingeln. Das Studio zeichnet schließlich auch für Fire Emblem verantwortlich. Allerdings unterscheiden sich die Rundentaktik-Ansätze der beiden Serien deutlich. Die bis heute laufende Fantasy-Reihe (der jüngste Teil Fire Emblem Engage im Test) legt viel Wert auf ausgearbeitete Charaktere und die soziale Bindung zu euren Figuren.
Advance Wars hingegen fährt anonyme Truppen auf, die ihr nicht mal mit in die nächste Mission nehmt. Lediglich die Kommandeure weisen eigene Persönlichkeiten auf und verleihen ihren Untergebenen mit der „Gabe“ genannten Superfähigkeit für eine Runde besondere Boni.
Dadurch spielt sich Advance Wars deutlich simpler als Fire Emblem, was aber keinesfalls bedeutet, dass euer Leben als Kommandant leichter ausfällt. Ihr müsst die vorbereiteten Gebiete und darin befindlichen Einheiten genauestens analysieren und Wechselwirkungen wie auch Deckungsvorteile beachten. Auf freiem Feld ist Infanterie ein gefundenes Fressen für Fahrzeuge, aus dem Gebirge heraus gewinnen die Panzerfaust-tragenden Mechs aber schnell einen Vorteil.
Selbst mir als Taktik-Muffel gefiel Advance Wars immer sehr gut. Missionen neigen dazu, unüberlegte Anläufe gnadenlos zu bestrafen. Durch genaue Beobachtung der jeweiligen Lage schaffte ich es aber doch stets, die gegnerischen Truppen zu besiegen oder das Hauptquartier einzunehmen – je nach Aufgabe der jeweiligen Quest.
Neue Optik, alte Qualitäten
Schon nach dem ersten Trailer sorgte die grafische Neuausrichtung vom Advance Wars 1+2: Re-Boot Camp für Kontroversen unter den Fans. Der charmante Pixelstil weicht einer 3D-Optik, die nicht von ungefähr an Mobile-Spiele à la Clash of Clans erinnert. Auch die Dialogszenen haben etwas zusätzliche Liebe erfahren, die Charaktermodelle kommen nun wunderbar hochauflösend daher und manche Textzeilen sind sogar auf Deutsch vertont. Den Soundtrack arrangierten die Entwickler von WayForward neu, Fans erkennen aber alle Stücke sofort wieder.
Ich selber zähle mich zu dem Lager, das absolut nicht warm mit der grafischen Überarbeitung werden wollte – bis ich meine erste Mission startete. Richtig hübsch finde ich den Playmobil-Stil noch immer nicht, aber seid ihr erst am Taktieren, fällt er kaum noch auf.
Viel wichtiger ist meiner Ansicht nach ohnehin, dass die Remakes die Essenz der Originale beibehalten. Hier habe ich gute Nachrichten, denn als Kenner der Advance-Titel werdet ihr euch direkt wieder zurechtfinden. Die Layouts der Missionen übernehmen die Entwickler eins zu eins und stülpen lediglich die aufgefrischte Optik drüber. Was mich dann aber doch wurmt: warum darf ich nicht optional zurück ins Pixel-Zeitalter?
Macht dem Geschehen Beine!
Die KI agiert bei jedem Anlauf anders, dabei aber durchgehend clever. Wann immer nötig, zieht sie sich zurück, legt aber insgesamt eine aggressive Vorgehensweise an den Tag. So fühlen sich die Missionen stets angenehm dynamisch an und fordern auch erfahrene Hobby-Generäle. Für Einsteiger bieten die Remakes einen einfachen Schwierigkeitsgrad, aber selbst der hat es in sich.
Bisweilen läuft Advance Wars sehr gemächlich ab, das wissen wohl auch die Entwickler. Entsprechend hat man nachgedacht und eine Lösung gefunden, die beispielsweise schon in Wargroove existierte: durch Gedrückthalten einer Schultertaste beschleunigt ihr die Animationen deutlich.
>> Top 10 Strategiespiele auf Konsole <<
Wollt ihr euch mit Freunden messen, dürfte der Mehrspieler-Modus Advance Wars 1+2: Re-Boot Camp euren Geschmack treffen. Im Gegensatz zu den Originalen verbindet ihr euch nicht mehr nur bei lokalen Sessions, auch Online-Funktionalität bietet das Paket. Wenn euch die Auswahl der Maps nicht reicht, erwerbt ihr im Ingame-Shop mit verdienten Münzen einfach neue. Dort findet ihr auch Sammlerstücke für eure Galerie, frische Kommandanten für schnelle Gefecht und weitere Musikstücke. Alternativ dürft ihr natürlich auch eigene Karten basteln.
Kommentarezum Artikel