Special - 10 Years After: Vietcong : Der tschechische Dschungel
- Multi
First-Person-Shooter gehörten 2003 schon zu den längst etablierten Spielgenres. Vor allem der Zweite Weltkrieg hatte es den Entwicklern angetan und sorgte für stetigen Ballernachschub. Das tschechische Entwicklerstudio Pterodon fand das allerdings wohl etwas zu langweilig und brachte im Februar 2003 für 2K Games einen Shooter auf den Markt, der euch mitten in eine der dunkelsten Zeiten der Vereinigten Staaten verfrachtete, nämlich in den Vietnamkrieg.
Als Vietcong seinerzeit angekündigt wurde, schaute der eine oder andere etwas ratlos. Pterodon Studios? Wer, zum Henker, sollte das denn sein. Wer dann ein wenig suchte, kam schnell dahinter, dass Flying Heroes, ein ziemlich origineller Arena-Shooter auf fliegenden Kreaturen, von ebendieser Software-Hütte stammte. So richtig interessant wurde die Ankündigung aber erst, als bekannt wurde, dass Illusion Softworks als Co-Entwickler tätig sein würde. Und die hatten mit Hidden & Dangerous sowie Mafia: The City of Lost Heaven zwei richtige Kracher veröffentlicht.
Schon war die Neugier geweckt und im Februar 2003 konnten sich die Spieler davon überzeugen, was die beiden Studios zusammengestrickt hatten. Ihr beginnt euer Abenteuer als Sergeant Steve R. Hawkins im Camp Nui Pek nahe der kambodschanischen Grenze. Ihr seid Anführer eines kleines Platoons, bestehend aus Funker Defort, Sanitäter Crocker, Techniker Bronson, MG-Schütze Hornster und dem einheimischen Scout Le Duy Nhut. Eine echte Geschichte hat das Spiel nicht, die rund 20 Missionen werden durch das Camp und das Platoon zusammengehalten.
Dschungelkrieg
Das Camp dient nicht nur dazu, sich die Missionen im Briefing abzuholen. Im Waffenlager stattet ihr euch mit zeitgemäßer Ausrüstung aus, anfangs mit recht simplen und altmodischen Wummen, später erst mit modernen Waffen wie M16 oder M60. Auch die von Vietcong und NVA vornehmlich genutzten russischen Waffen stehen zur Verfügung. Des Weiteren bekommt ihr im Camp eine Menge Informationen zu euren Platoon-Mitgliedern, aber auch zum Vietnamkrieg und dessen Beteiligten, was deutlich mehr ist, als die meisten Kriegsshooter zu bieten haben.
Die zum Teil recht umfangreichen Einsätze richten sich nach tatsächlichen Geschehnissen und Aktionen des Krieges. Ihr geht auf Patrouille, müsst Vorratslager ausfindig machen und zerstören, Gefangene befreien, befreundete Dörfer schützen, Stellungen und Camps verteidigen oder Brücken sprengen. Zu guter Letzt findet ihr euch auch in den Schützengräben vom Camp Nui Pek wieder. Ab und an seid ihr nicht nur zu Fuß unterwegs, sondern werdet auch als Bordschütze auf einem Flussboot oder Hubschrauber eingesetzt und steuert einen Jeep über enge Bergstraßen. Wer es gespielt hat, wird sich allerdings auch schmerzhaft an die nervtötenden Tunnelsysteme erinnern.
Kimme und Korn
Das Spiel zieht eine Menge Spannung aus den Dschungelumgebungen, in denen Gegner nur schwer zu entdecken, dafür aber wenig zimperlich sind. Damit wird Deckung zu einem wichtigen Element. Vietcong war der erste First-Person-Shooter, der das Zielen über Kimme und Korn unterstützte (man möge mich korrigieren, wenn ich mich irre) und somit der Deckung Sinn gibt, indem man beim Zielen leicht darüber hinausschaut. Euer Team agiert selbstständig, reagiert aber auf simple Befehle, wobei die Interaktion recht authentisch wirkt, wenn Bronson euch Munition reicht oder Crocker eure Wunden verarztet. Schade ist allerdings, dass die persönlichen Beziehungen ein wenig zu kurz kommen.
Neben den spannenden und teilweise brettharten Missionen gibt es auch einen Mehrspielermodus für bis zu 64 Spieler, ergänzt durch einen Trainingsmodus, in dem ihr gegen Bots antretet. Zusätzlich zu den üblichen Standardspielvarianten darf man sich an einem kooperativen Modus versuchen sowie an einem missionsbasierten ATG-Modus, in dem je nach Karte unterschiedliche Ziele gesetzt werden. Dabei stehen sechs verschiedene spielbare Klassen zur Auswahl: Funker, Soldat, Techniker, Arzt, Scharfschütze oder MG-Schütze.
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