Special - World of Tanks 1.0 : Hä?! Ist denn heute schon 1.0 April?
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Es klingt wie ein vorgezogener Aprilscherz: Nach einer jahrelangen, beispiellosen Erfolgsgeschichte erhält World of Tanks jetzt erst die Versionsnummer 1.0. Dabei ist das Panzer-MMO bekanntlich schon seit 2010 am Start. Jetzt, zum 20-jährigen Firmenjubiläum, hat Wargaming seinem Flaggschiff eine Komplettüberarbeitung zuteil werden lassen: zeitgemäße Grafik, neuer Sound und viele kleine und große Verbesserungen.
Die Firmengeschichte von Wargaming hat im Rückblick fast schon etwas Märchenhaftes: Vor 20 Jahren gegründet spezialisierte sich der Spielentwickler aus dem weißrussischen Minsk zunächst auf Hardcore-Strategietitel mit Weltkriegssetting, von denen heute kaum noch jemand die Namen kennt. Massive Assault oder Order of War hießen sie beispielsweise, und auch wenn sie meilenweit an der breiten Masse vorbeigingen, sicherten sie dem kleinen Studio einen Platz in einer gemütlichen Nische.
Dann kam World of Warcraft und sein gigantischer Erfolg. „Onlinespiele sind die Zukunft“, hieß von da an die Losung in Minsk, „sowas können wir auch“, lautete die größenwahnsinnige Idee, die mit ihren Dollarzeichen vor den Augen vermutlich den Blick auf die Realität versperrte. Wargaming begann mit der Arbeit an einem WoW-Klon, wie sie aus China seinerzeit in tsunamigroßen Wellen den Markt überschwemmten.
Doch schnell merkte das im Genre unerfahrene Entwicklerstudio, dass ihnen die Schuhe, die sie sich überzuziehen versuchten, ein paar Nummern zu groß waren. „Ganz ehrlich: Orks und Elfen können wir nicht. Wir können nur Panzer“, lautete schon bald die ernüchterte Erkenntnis. Dennoch war man weiterhin davon überzeugt, dass Onlinespiele die Zukunft seinen. An dieser Vision hielt man fest. So entstand die Idee zu World of Tanks, an dessen kuriose Entstehungsgeschichte noch immer der erste Trailer mit dem Namen „Tank Power“ auf selbstironische Weise erinnert (siehe unten). Der Rest ist Spielegeschichte.
Alles neu in 1.0
Seit 2010 ist World of Tanks nun schon am Start. 120 Millionen Spieler, so die offizielle Angabe von Wargaming, haben es in dieser Zeit gespielt. Über 70 Updates gab es bislang. Sie alle können aber nicht verschleiern, dass World of Tanks über die Jahre … nun ja, eben in die Jahre gekommen ist. Jetzt kommt der „König der Updates“, wie Firmenchef Victor Kislyi großspurig bei der offiziellen Enthüllung von World of Tanks 1.0 auf einer Pressekonferenz in Prag verkündet.
Drei Jahre lang war World of Tanks 1.0 in Entwicklung. 28 Teams waren daran beteiligt, einschließlich 8 externer Entwicklerstudios, 250 Leute insgesamt. Eine komplett neue in Eigenentwicklung erstellte Engine bringt den Erfolgstitel visuell auf ein zeitgemäßes Niveau, jede Map erhält einen eigenen, vom Prager Filmharmonic Orchestra eingespielten Soundtrack, sämtliche der bislang 29 Maps wurden von Grund auf überarbeitet und um einen neuen Schneelevel ergänzt. Kleckern ist schon lange nicht mehr angesagt in Minsk. Wer einmal auf einer der legendären World-of-Tanks-Partys auf der Gamescom war, weiß: Wargaming kennt nur noch Klotzen.
Grafisch kommt World of Tanks 1.0 mit seiner neuen Engine endlich in der Gegenwart an. Die Texturen sind knackig scharf, die Sichtweite wurde nahezu verdoppelt. Panzer, Berge, Felsen, Bäume und Hügel sind nun bis ins kleinste Detail modelliert und sehen nicht mehr aus wie ein Schwamm in der Landschaft. Havok-Physik berechnet die Trümmer einstürzender Gebäude ebenso akkurat wie die wippende Aufhängung der Panzerketten auf unebenem Gelände. Explosionen hinterlassen nun Krater im Boden und nicht mehr nur schwarze Flecken.
Vor allem im Detail zeigt die neue Engine, was sie kann: Spritzender Matsch bleibt am Panzer kleben und verdreckt diesen nach und nach immer mehr. Ebenso wird ein Tank, der durch hohe Schneewehen fährt, zunehmend eingeschneit. Wasser wird dynamisch berechnet und verhält sich unterschiedlich, abhängig davon ob es sich um ein fließendes Gewässer wie einen Fluss handelt, die wogenden Meereswellen, ein stiller See oder die Bugwelle eines Panzers, der durch einen Bach rauscht.
Spielerisch sollen all diese Änderungen jedoch keine Auswirkungen haben. Wer seit Jahr und Tag World of Tanks in der Version 0.x spielt, muss sich nicht im Geringsten umgewöhnen, verspricht Wargaming.
Sound gehört zum guten Ton
Besondere Mühe gab sich Wargaming beim guten Ton für World of Tanks 1.0. Jede einzelne der bislang 29 (plus eine neue) Maps erhielt ihren eigenen orchestralen Soundtrack, der sich sogar abhängig vom Spielgeschehen verändert: Läuft es für das eigene Team gerade nicht so gut, verschiebt sich die Tonlage ins Bedrohliche, befindet man sich hingegen auf der Siegerstraße schwillt die Melodie heroisch an.
Auch die Effekte wurden von Grund auf neu aufgenommen. Wo man meistens nur „ordentlich Wumms“ wahrnimmt, sollte man sich mal die Muse nehmen und auf Feinheiten achten: So wird etwa der Klang von Explosionen abhängig von der Umgebung mit seinem spezifischen Echo moduliert: Auf offenem Gelände verhallt eine Explosion schnell wieder, während sie in einer Schlucht mehrfach von den Wänden hin und her geworfen und in einem Wald von den zahlreichen Bäumen wie zerhackstückt reflektiert wird.
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