Test - Unmechanical (Extended Edition) : Kleiner Konsolenroboter
- One
Die Indie-Szene ist bekannt für ihre kleinen, aber intelligenten Denkspiele wie Braid oder Monument Valley. Während solche Glanzlichter dank ihres brillanten Spiel-Designs und ihrer schlichten, jedoch angemessenen Präsentation schnell das Prädikat “zeitlos“ aufgedrückt bekommen, gibt es gerade auf dem PC eine inzwischen unüberschaubare Menge an Trittbrettfahrern. Und leider können die nicht alle gleich genial sein.
Es fängt durchaus sympathisch an: Ohne Umwege und unnötig ausschweifende Story-Sequenzen flattert ihr zu Spielbeginn mit einem kleinen Roboter durch eine mysteriöse Untergrundanlage. Nur mit der Fähigkeit ausgestattet, kleine Objekte zu transportieren, mogelt ihr euch durch schmale Schläuche, öffnet unzählige Tore und bugsiert leuchtende Energiekugeln von einem Ort zum anderen. Leider haben es die Entwickler mit der Schlichtheit übertrieben: Viel zu oft müsst ihr einfach nur einen Hebel anschubsen oder einen Knopf betätigen, den ihr wiederum mit einem Objekt beschweren müsst. In der Regel reicht hierfür ein einfacher Stein aus.
An einer Stelle sollt ihr eine kaputte Stromleitung überbrücken, die direkt über einer Wasserstelle hängt. Die Lösung ist simpel und logisch: Ihr müsst erneut auf Steinsuche gehen und genügend davon ins Wasser werfen. Somit steigt der Pegel und der Strom wird weitergeleitet. Klingt clever? Ist es im Prinzip auch. Aber leider zeigt bereits dieses frühe Beispiel das Hauptproblem von Unmechanical: Im Prinzip löst ihr viele Rätsel recht schnell, nur um anschließend mehrmals von einem Punkt zum anderen und wieder zurück zu fliegen. Bei unserem Beispiel ist das besonders lästig, weil das Transportieren der Steine zäh ist und den Spielfluss hemmt.
Zu wenig Experimente, zu viel Monotonie
Überhaupt mangelt es dem Spiel auf Dauer an interessanten Features. Ein Rätsel à la Senso, bei dem ihr einfach irgendein Lichtmuster wiederholen müsst, wirkt in der heutigen Zeit mehr als antiquiert. Später kommen noch ein paar Bomben hinzu, die ihr rechtzeitig von einer Stelle zur anderen transportieren sollt, bevor sie explodieren. Aber auch sie werden fast ausschließlich dafür genutzt, irgendwelche Schalter zu aktivieren.
Wirklich gute Rätsel, in denen ihr verschiedene Objekte wie Quader oder Strahlträger auf eine geschickte Weise miteinander kombinieren müsst, sind leider in der Unterzahl. In Sachen Abwechslung sorgt immerhin der konsolenexklusive Extended-Zusatz für ein paar Bonuspunkte: Dort tauchen neue Spielelemente auf, wie Magneten oder ein vom Computer gesteuerter Mitstreiter, mit dem ihr zusammenarbeiten müsst. Das macht Unmechanical zwar zu keinem Komplexitätsmonster, aber es ist definitiv eine Verbesserung.
Für jedermann geeignet
Der Vorteil der Schlichtheit ist die Einsteigerfreundlichkeit. Unmechanical kapiert jeder auf Anhieb und es ist aufgrund seiner passablen Präsentation gut für Genreneulinge geeignet. Die werden auch das eine oder andere in die Länge gezogene Rätsel verzeihen und mit der kurzen Spieldauer von knapp drei Stunden leben können. Wohlgemerkt: Diese schließt den Extended-Teil ein, der die Konsolenversion gegenüber dem PC-Original zumindest etwas umfangreicher macht.
Das Beste an Unmechanical ist ganz klar die Klangkulisse: Zwar gibt es keine Texte und somit auch keine Sprachausgabe, jedoch wird dieser “Mangel“ durch gut dosierte Effekte und eine angenehme Ambient-Musik ausgeglichen.
Kommentarezum Artikel