Test - The Wolf Among Us: Episode 3 – A Crooked Mile : Eskalation
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Kollege Gürnth sorgt sich ja bereits ein wenig um die Qualität kommender Telltale-Titel: ein kleines Team, mit The Walking Dead ein Toptitel, mit The Wolf Among Us ein weiterer, der immer mehr Spielerherzen erobert, aber bezahlt mit technischen Problemen bei den Konsolenversionen beider Spiele. Und dann kommen mit Game of Thrones und Borderlands noch zwei weitere Titel, bei denen man eigentlich nichts falsch machen darf. Werfen diese Umstände bereits ihren Schatten auf die dritte Episode rund um Bigby?
Basierend auf der Comic-Reihe "Fables" beschäftigt sich Gesetzeshüter Bigby Wolf mit einigen grausamen Morden etwas anderer Art. Bigby gehört nämlich zu den Fables, Märchenwesen, die unerkannt und getarnt unter uns leben, wenn auch meist eher im Untergrund. Das hat seine Auswirkungen. Ein verstecktes Leben in billigen Baracken, Prostitution und noch andere Abgründe gehören zum Alltag der uns so wohlbekannten Wesen aus den Märchen.
Nach den ersten beiden Episoden hat sich ein Hauptverdächtiger für die Morde herauskristallisiert und Bigby setzt alles daran, diesen zur Strecke zu bringen. Aufgrund der Entdeckungen am Ende der zweiten Episode ist unser Wölfchen stinksauer, doch auch die Lage der anderen Figuren dieses Schachspiels ist angespannt. Als Bigby zur Beerdigung eines der Mordopfer geht, eskaliert die Situation gleich in mehrerlei Richtungen, was Bigbys Ermittlungen nicht gerade förderlich ist. Dennoch stößt er auf eine heiße Spur, nur um zu erkennen, dass er gerade die Spitze eines Eisbergs erwischt hat.
A Crooked Mile ist kurz. Erneut werden uns nur etwa eineinhalb Stunden geboten, die aber äußerst interessant gestaltet sind: emotionale und tiefgründige Dialoge, neue Erkenntnisse über die meist mehr als zwiespältigen Charaktere, dazu eine Menge tief greifender Entscheidungen. Zwar strotzt auch diese Episode nicht gerade vor spielerischen Elementen, die vorhandenen werden aber gut und ausgeglichen genutzt. Mal gibt es die bekannten Quick-Time-Events, die etwas fairer als sonst wirken, mal erkundet ihr Umgebungen in Adventure-Manier und sucht nach Spuren und Hinweisen.
Facetten
Das alles bleibt aber fast schon im Hintergrund bei der feinen Charakterzeichnung, die immer wieder für Überraschungen sorgt. Selbst von Bigby lernen wir eine Seite kennen, die wir bisher nur erahnen konnten, aber nie zu Gesicht bekamen. Und als Krönung des Ganzen taucht ein neuer Gegenspieler auf, der dem bisher doch recht ruhigen Spiel eine scharfe Würzung verpasst - nicht ohne weitere Dinge im Geheimen zu lassen. A Crooked Mile schafft es nahezu meisterlich, weiterhin Spannung aufzubauen und das Geheimnis rund um die bizarren Morde und deren Hintergründe im Dunklen zu belassen.
Die Charaktere entwickeln sich immer weiter, zeigen immer wieder neue Nuancen und noch verdeckte Geheimnisse, lassen dabei aber regelmäßig tiefe Blicke in ihre Seele zu. Hier gibt es nur selten etwas, das man als gut oder böse einstufen kann, was die Entscheidungen, die man trifft, umso gehaltvoller wirken lässt - und umso unvorhersehbarer, was die Konsequenzen angeht. Immer wieder erwischt man sich dabei, dass man für die Entscheidungen mehr Zeit haben möchte, was das Spiel natürlich weiterhin nicht zulässt.
Positiv ist auch zu erwähnen, dass Telltale sich Mühe gibt, Kritikpunkte auszumerzen. Die Konsolenversionen laufen deutlich besser als die grausam ruckelige zweite Episode. Die Mischung der Interaktionsmöglichkeiten ist besser und ihr werdet nicht mehr ganz so oft zum Zuschauer degradiert. Großartig sind weiterhin die Dialoge, die Mimik und die tolle, wenn auch nur englische Sprachausgabe. Und am wundervoll umgesetzten Comic-Stil gibt es ohnehin nichts zu bemängeln.
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