Test - Tale of a Hero : Held contra Eisriese
- PC
Future Games wagt es erneut: Der tschechische Publisher ist für einige Point-&-Click-Adventures der Neuzeit verantwortlich, darunter Black Mirror, Nibiru oder das jüngst in Deutschland erschienene Alter Ego. Tale of a Hero ist bereits zwei Jahre alt und hat erst jetzt den Sprung in die hiesigen Synchronstudios geschafft.
Der wahre Alltag in einer Fantasy-Welt
Held zu sein, ist schwer: Das erkennt auch Olaf, als er für sein Dorf ein böses Monster kaltstellen soll. Danach steht gleich der nächste Ärger ins Haus, denn Krugell, ein Eisriese und der Erzrivale seiner Familie, hat die Tochter des Königs entführt. Mit dieser verbrachte Olaf zufälligerweise seine Kindheit, weshalb er sich sofort als der am besten geeignete Retter sieht. Das wiederum missfällt seiner Verlobten, die sich eigentlich auf den gemeinsamen Jahrmarktbesuch gefreut hatte ...
Die Geschichte von Tale of a Hero möchte irgendwie witzig, irgendwie träumerisch und irgendwie zynisch sein - und verzettelt sich bei diesem Vorhaben ganz gewaltig. Der Humor krankt über weite Strecken am schlechten Timing der Zwischensequenzen und die Dialoge können sich nicht einigen, ob sie jetzt ernsthaft oder sarkastisch sein wollen. Die Abschlusspointe ist obendrein enorm demotivierend und frustrierend. Denn so überraschend und ironisch sie auch gemeint sein mag: Sie wirkt mehr wie ein Schlag ins Gesicht, speziell weil das Spiel gerade in den beiden letzten Kapiteln viel zu seriös wirken möchte.
Alter Kram
Ihr merkt schnell, dass dieses Adventure bereits ein paar Jahre alt ist. Besonders die Grafik macht gegenüber neueren Hits wie A New Beginning oder Lost Horizon keinen Stich. Selbst einem Vergleich mit weit älteren Klassikern der Marke The Longest Journey oder Future Games eigenem Black Mirror kann Tale of a Hero nicht standhalten. Dazu sehen die Hintergründe zu schlicht, die Texturen zu billig und die Figuren zu detailarm aus.
Etwas besser macht es das Rätsel-Design: Dieses reißt keine Bäume aus und ist selten innovativ, aber immerhin grundsolide. Dafür haben die Entwickler bewusst auf eine Hotspot-Funktion für sämtliche anklickbaren Gegenstände verzichtet und sogar das eine oder andere Objekt vorsätzlich an einer unübersichtlichen Stelle versteckt. Ansonsten ist die Benutzerführung gelungen, weil sie auf genrebewährte Mechanismen setzt. Dafür nervt Olafs enorm lahme Laufgeschwindigkeit, die im dritten, unter Wasser stattfindenden Kapitel ihren traurigen Lahm- ... äh ... Höhepunkt erleidet.
Selbst die deutsche Synchronisation, gemanagt von den Whispered-World-Wunderknaben Daedalic Entertainment, kann nicht überzeugen. Die Sprecher machen nur selten einen professionellen Eindruck und hören sich durch die Bank wie Laiendarsteller an.
Stolperstein Technik
Zu schlechter Letzt plagten uns ab dem dritten Kapitel einige sehr unangenehme Bugs. Relativ harmlos waren die Wiederholungen von bereits geschehenen Ereignissen, sobald wir bestimmte Räume erneut besuchten. Darauf folgend konnte es jedoch durchaus vorkommen, dass das Programm diverse schon gelöste Rätsel "vergaß". Sprich: Der vom Gestrüpp blockierte Höhleneingang, den wir bereits mit einem Messer freigeschnitten hatten, war plötzlich wieder zugewachsen. Und obwohl sich das besagte Messer noch in unserem Inventar befand, durften wir die Aktion kein zweites Mal durchführen. Im Anschluss half nur das Laden eines alten Spielstandes.
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