Test - Surgeon Simulator: Anniversary Edition : Operation gelungen, Patient tot
- PS4
Der Surgeon Simulator (auf Deutsch: Chirurgiesimulator) erschien schon vor einiger Zeit für den PC. Jetzt können sich auch PS4-Hobby-Ärzte in den OP wagen und unter anderem am offenen Herzen rumpfuschen.
Wie der Name es vermuten lässt, geht ihr im Surgeon Simulator der Arbeit eines Chirurgen nach. Eine Story gibt es jedoch nicht, in eurem wenig hübschen Büro entnehmt ihr der jeweils aktuellen Akte, was für eine OP auf euch wartet. Hierbei bietet der Titel viel Abwechslung: Mal dürft ihr ein Herz transplantieren, ein anderes Mal wartet eine Zahn-OP auf ihre Erledigung oder aber die Nieren eines Patienten wollen nicht mehr so, wie sie eigentlich sollten. Klingt abwechslungsreich, ist es aber nur sehr bedingt. Ihr steuert grundsätzlich nur einen Arm und die zugehörige Hand des Chirurgen. Frei bewegen könnt ihr euch somit nicht.
Ein Arm, sie zu knechten
Schaut ihr euch in eurem Büro um, entdeckt ihr recht schnell eine kurze Erklärung, wie das Spiel gesteuert wird. In den Optionen könnt ihr zudem auswählen, ob ihr per Bewegungssteuerung, mit dem rechten Stick oder gar mit Kamerasteuerung Hand und Arm des Chirurgen übernehmt. Es ist jedoch im Prinzip egal, für welche Variante ihr euch entscheidet, denn die eigentliche Steuerung von Arm und Hand ist katastrophal. Die Hobby-Ärzte unter euch werden sicher Trauma Center kennen, in dem ihr auf der Wii feine Schnitte mit dem Skalpell ausführen musstet. Im Surgeon Simulator ist das ganz anders, hier liegen die Patienten schon „geöffnet“ vor euch auf dem OP-Tisch.
Direkt in der ersten OP wird von euch verlangt, dass ihr eine Herztransplantation durchführt. Wie das geht, welche Operationswerkzeuge ihr dafür benötigt oder andere Dinge werden nicht erklärt, hier läuft alles nach dem Schema „mach mal“. Mit dem rechten Stick und den Schultertasten steuert ihr also den Arm des Arztes und dürft zudem einige Finger unabhängig voneinander bewegen. Das ist wichtig, wenn ihr etwas greifen möchtet, aber selbst das wird zum Geduldsspiel.
Während der OP wird euch nur angezeigt, wie viel Blut euer Patient – oder sagen wir doch eher Opfer – bereits verloren hat und wie viel er noch verlieren darf, bevor er das Zeitliche segnet. Andere Faktoren spielen nahezu keine Rolle. So greift ihr also zu Hammer, Säge oder Bohrer, biegt dem armen Kerl die Rippen auseinander, um sein Innenleben vollkommen freizulegen, und macht euch danach über störende Organe her. Sauber zu arbeiten braucht ihr dabei nicht. So kann es passieren, dass mal eure Uhr vom Arm in den Brustkorb fällt oder sogar eine leere Getränkeflasche oder ein Kaffeebecher dort landen.
Gelingt es euch, mit der störrischen Steuerung die erste OP auszuführen, schaltet ihr nach und nach weitere frei. Die finden zu Beginn allesamt im ruhigen OP-Saal statt, später dann auch noch im Krankenhausflur, im Rettungswagen oder gleich im Weltraum. Leichter werden die Aufgaben dadurch nicht und die Steuerung wird euch ein ums andere Mal zur Weißglut treiben. Auch ist es sehr unschön, dass ein Titel, der sich „Simulator“ nennt, so wenig auf Simulation setzt, wie es hier der Fall ist. Rupft das alte Herz raus und stopft das neue rein, fertig. Ein Herz reicht euch nicht? Dann werft einfach das neue zusätzlich zum alten in den Brustraum, was sogar mit einer Trophäe belohnt wird. Auch andere Dinge, die weniger mit Simulation, dafür sehr viel mit schwarzem Humor zu tun haben, werden auf diese Art und Weise belohnt.
Trash gefällig?
Die Stärke des Titels: absolut schwarzer Humor, der euch die Tränen in die Augen treiben wird. Insbesondere durch die unglaublich schlechte Steuerung passieren immer wieder unfreiwillig komische Dinge, die euch und alle anderen, die euch zuschauen, zum Lachen bringen. Huch, gegen das Lachgas gestoßen? Egal, operieren wir eben im Psychedelic-Look weiter. Ein Lungenflügel flutscht euch durch die Finger und hüpft munter vom Patienten auf den Boden? Wozu hat er denn zwei, soll er sich mal nicht beschweren. Gerade in größerer Runde sorgt der Titel für reichlich Stimmung und avanciert dadurch schon fast zum optimalen Party-Spiel - zumindest dann, wenn eure Gäste mit dieser Art von Humor kein Problem haben.
Optisch reizt der Titel die PS4 bei Weitem nicht aus. Das Gezeigte könnte in der Form auch von der PS2 stammen, was ebenso für die Physik mancher Objekte gilt. Auch vom Sound dürft ihr nicht besonders viel erwarten. Nur eine Handvoll Spielgeräusche spendiert euch das Spiel. Der Multiplayer-Modus, in dem ein zweiter Spieler einen weiteren Arm steuert, ist aktuell noch nicht in der PS4-Version enthalten, soll aber per Patch nachgereicht werden. Dafür dürft ihr einige versteckte Dinge freischalten, jedoch nur, wenn ihr die etwas unlogischen Rätsel löst. Schafft ihr das, dürft ihr an einem Alien herumschneiden.
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