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Test - Outcry : Spielwelt rettet Spielspaß

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Outcry hieß vormals Sublustrum: Der russische Entwickler Phantomery Interactive möchte uns Europäern wenigstens den unaussprechlichen Titel ersparen, wenn er uns schon durch surreale Welten schickt. Das Adventure ganz im Stil der alten Myst-Render-Spiele packt die für das Genre umstrittene Ego-Perspektive aus und regt eure Experimentierfreudigkeit zur Bedienung abstrakt anzusehender Maschinen an. Ob dies auch in Spielspaß resultiert?

Flucht in andere Welten

Manche Menschen fühlen sich in ihrer Haut und in ihrer Umgebung dermaßen unzufrieden, dass sie im stillen Kämmerlein an einer Maschine basteln, dank der sie ihr schnödes Dasein in dieser Welt gehörig aufpeppen. Euer Bruder ist genau solch ein Typ gewesen und anscheinend aufgrund seiner Trips gestorben. Weil ihr selbst gar nichts über seine Experimente wusstet, steht ihr nun mitten in seiner Wohnung vor einem maschinellen Monstrum. Doch die Neugier, es selber mal auszuprobieren, ist groß. Schließlich habt ihr kurz vor seinem Tod einen Brief erhalten, in dem er von seiner glorreichen Erfindung fabuliert.

Adventure-Spiele im Render-Stil von Myst waren mal so richtig beliebt und heftig umstritten, weshalb es heute kaum noch welche gibt. Insofern hat Outcry ein kleines Plus in petto, denn der Redakteur von 2009 muss sich nicht mehr mit hunderten Genrevertretern langweilen und ist beinahe froh, wenn er sich dann doch noch mal von einem Bild zum nächsten klicken darf.

Anfänger und Fortgeschrittene bleiben bitte draußen

Die Zwangs-Ego-Perspektive, in der ihr euch steif von Standort zu Standort bewegt, ist für ein Adventure nicht unbedingt die idealste: Zu häufig überseht ihr wichtige Objekte, zu schwach ist die Identifizierung mit dem eigenen Charakter. Outcry ist ein Beispiel der allerschlimmsten Sorte, denn hinzu kommt ein schwacher Kontrast zwischen wichtigen und unwichtigen Gegenständen. Der Held bleibt absolut stumm, weswegen ihr beim Ausführen von falschen Aktionen keine Rückmeldung erhaltet. Abseits von ein paar Büchern sowie Tagebucheinträgen eures Bruders seid ihr vollkommen auf euch selbst gestellt, die teilweise sehr abstrusen Rätselnüsse zu knacken.

Dazu gehört zwangsläufig das Bereisen anderer Welten bis hin zu Kurztrips in die Vergangenheit. Letztere sind nur für einen kurzen Zeitraum möglich, was aufgrund des Spieldesigns à la "Such dich nach allen wichtigen Dingen zu Tode" doppelt nervt. Die Logik stolpert dann, wenn ihr bei Objekten einen Bezug finden müsst, welcher in der Form schlicht keinen Sinn ergibt. An einer Stelle sollt ihr beispielsweise etwas in der Gegenwart manipulieren, um einen Sachverhalt in der Vergangenheit zu ändern.

Spielwelt rettet Spielspaß

Was nicht heißen soll, dass Outcry gar keinen Reiz besitzt. Der sehr eigenwillige Grafikstil mit seinem auf alte Filme getrimmten Filter und die größtenteils surrealen Settings helfen der Motivation gerade so auf die Beine. Weniger zufriedenstellend ist der Sound: Die Musik ist eigentlich nicht schlecht komponiert, jedoch ist die Instrumentierung mitunter anstrengend. Sprachausgabe gibt es selten zu hören und wenn, dann in Form des Bruders, der die Tagebucheintragungen vorliest. Dessen Stimme ist mit die monotonste, die wir je in einem Computerspiel gehört haben.

Abschließend ein paar Worte zur Spieldauer: Eigentlich liegt diese im grünen Bereich, sofern ihr ganz geduldig ohne Lösungshilfen auskommt. Doch bei genauerem Hinsehen stellt ihr fest, dass die insgesamt fünf Welten alles andere als epische Ausmaße annehmen. Solltet ihr gar völlig der Schummelei verfallen und stur mit einer Komplettlösung arbeiten, dann seid ihr nach nicht mal drei Stunden durch.

Fazit

Andreas Altenheimer - Portraitvon Andreas Altenheimer
Ich könnte jetzt gemein sein und fragen, wer solche Spiele überhaupt spielt. Nur irgendwie kann ich die Faszination hinter der surrealen Spielwelt und der eigenwilligen Grafik sogar verstehen. Aber dieses Rätseldesign ... da werden unangenehme Erinnerung an das frei erfundene Fabel-Beispiel „Erschlage Troll mit Käse“ wach. Es mag vielleicht irgendwo in den Köpfen der Entwickler Sinn ergeben, wieso ich hier ein Knöpfchen drücken muss, damit sich dort eine Brücke bewegt. Aber der Spieler wird beim Austüfteln der Lösungen viel zu häufig alleine gelassen. Der krasse Zeitunterschied zwischen „spielen ohne Hilfen“ und „spielen mit Hilfen“ ist selten so groß gewesen wie hier bei Outcry. Deshalb: Für Render-Adventure-Freaks bedingt empfehlenswert, alle anderen schauen sich bei den vielen Konkurrenzprodukten um.

Überblick

Pro

  • kreative Settings
  • eigenwilliger Grafikstil
  • interessanter Storyansatz ...

Contra

  • ... dessen Auflösung so gut wie niemand kapieren dürfte
  • extrem schwer dank unzureichender Hilfen
  • Logik hinter einigen Rätsel kaum nachvollziehbar
  • sehr monotone Synchronstimme
  • nicht besonders umfangreich
  • dezent anstrengende Musik
  • Zeitlimit bei Vergangenheitsreisen nervt

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