Test - Murasaki Baby : An die Hand genommen
- PSV
Ihr habt keine Kinder, wolltet aber schon immer mal wissen, wie es sich anfühlt, eines an die Hand zu nehmen? Murasaki Baby schafft Abhilfe und sorgt zudem mit seiner bizarren Grafik und dem Touchscreen-Zwang für eine ganz eigene Atmosphäre.
Ein kleines Mädchen liegt schlummernd in ihrem Bett, als plötzlich irgendetwas an ihrer Zimmertür rüttelt. Die Kleine wird wach, steht auf und ruft instinktiv nach ihrer Mami. Sie geht zur Tür, öffnet sie und geht hindurch. Doch statt der eigenen Mutter gegenüberzustehen, findet sie sich in einer bizarren Welt wieder, in der sie nur von ihrem lilafarbenen Herzchenballon beschützt wird.
Die Geschichte von Murasaki Baby ist schwer zu erklären, schlicht weil es keine Texte und keine Dialoge gibt. Ihr geleitet stumm das Mädchen von einem Raum zum nächsten, indem ihr es buchstäblich an der Hand nehmt. Sprich: Ihr haltet euren Finger direkt neben das Mädchen, woraufhin es nach euch greift und sich von euch mitziehen lässt. Auch den Ballon könnt ihr berühren und eingeschränkt bewegen, was alsbald auch zwingend notwendig ist.
Denn die Welt, in der sich das kleine Mädchen befindet, steckt voller Gefahren. Dunkle Höhlen sind angsteinflößend, spitze Dornen machen den Ballon kaputt und dann begegnet ihr auch noch einem komischen Wesen mit einer Tentakelnase, vor dem sich das Mädchen ebenfalls fürchtet. Besonders bemerkenswert an all dem ist die Horrorkomponente, die durchweg verniedlicht dargestellt wird. Schon das Mädchen selbst sieht aufgrund ihres breiten Maules, das über (!) ihren Augen auf Stirnhöhe liegt, enstellt und niedlich zugleich aus.
Viel Hintergrund
Nach einer Weile entdeckt ihr einen neuen Ballon, den ihr per Berührung zum Platzen bringt. Fortan könnt ihr über die Rückseite der PlayStation Vita zwischen zwei Hintergründen wechseln. Während der eine keine Besonderheit verbirgt, könnt ihr beim anderen mehrere Sprungteufel auslösen, die alles und jeden erschrecken, der sich gerade in eurer Nähe aufhält. Nach und nach erhaltet ihr Zugang zu weiteren Hintergründen, die alle mit einem eigenen Effekt verknüpft sind. So könnt ihr Wind erzeugen, euren Ballon in Stein verwandeln oder das Mädchen schrumpfen, woraufhin es sich durch Ziehen des Ballons über einen Abgrund bugsieren lässt.
Das Tolle an den Hintergründen ist, dass jedes der vier Spielkapitel seine eigenen besitzt. Somit bleibt Murasaki Baby bis zum Schluss schön abwechslungsreich, weil immer neue Spielelemente hinzukommen. Entwickler Ovosonica hat sich zudem ein paar sehr trickreiche Aufgabenstellungen einfallen lassen, bei denen ihr die Effekte der Hintergründen geschickt kombinieren müsst.
Ich seh nix!
Die Kehrseite der Medaille ist die Touchscreensteuerung an sich. In einigen Passagen müsst ihr sowohl das Mädchen leiten als auch den Ballon festhalten, woraufhin eure eigenen Hände den halben Bildschirm verdecken. Zudem ist die Steuerung zickig und reagiert im schlimmsten Falle nicht so, wie ihr euch das vorstellt. Gerade beim Ballon dürft ihr weder zu fest noch zu sanft drücken.
Dafür hat Murasaki Baby viel Stil: Mit Ausnahme von einer Szene steuert ihr das gesamte Spiel per Touchscreen und es gibt nicht einmal eine Taste zum Öffnen eines Optionsmenüs. Sogar hinter der besagten Ausnahme steckt durchaus Kalkül, weil ihr dort nämlich nicht direkt das Baby steuert, sondern ... tja ... etwas “anderes“, was wir nicht verraten möchten.
Das größte Plus des Spiels ist eindeutig die Präsentation. Die Grafik ist wundervoll gezeichnet und das gesamte Art Design herrlich schräg. Der Sound lebt von fantastischen Effekten und dezent eingesetzten Musikstücken, die nach Auszeichnungen schreien. Dafür ist der Spaß sehr kurz: Bereits nach zwei bis maximal drei Stunden habt ihr euch durch die vier Kapitel gepuzzelt.
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