Test - Legends of Eisenwald : Ja so warn's die alten Rittersleut
- PC
Keine Drachen, keine Elfen, keine Dämonen: Legends of Eisenwald inszeniert sein interessantes mittelalterliches Low-Fantasy-Szenario auf sehr bodenständige Weise. Ganz ohne Zauberei und Alchemie müsst ihr eure rundenbasierten Taktikkämpfe aber doch nicht ausfechten. Der Entwickler Aterdux Entertainment folgte einfach der Maxime: „Was wäre, wenn all der alte mittelalterliche Aberglaube wahr wäre?“
So präsentiert sich Legends of Eisenwald im Gegensatz zu seinen offensichtlichen Genre-Vorbildern Heroes of Might & Magic und dem noch bunteren King’s Bounty im sackleinenfarbenen Braun des „realistischen“ dunklen Zeitalters und statt einer Armee aus Skeletten, Fleisch fressenden Pflanzen oder Erzmagiern kommandiert ihr menschliche Recken aus Fleisch und Blut.
Viel zu tun für Helden und Armeen
Auf der strategischen Karte marschiert ihr mit eurer Armee durch ein recht hübsches grünes Land voller Burgen, Dörfer, Jahrmärkte und Banditenlager. Dort rekrutiert ihr Söldner, erwerbt Ausrüstung oder verhandelt mit Feudalherren, Schurken und Dorfbewohnern. Es gibt genug Quests zu erfüllen, um eine Söldnerkompanie viele Dutzend Spielstunden zu beschäftigen. Da Legends of Eisenwald ein waschechtes Zwitterwesen aus Rollenspiel und Taktikkampfsimulator ist, verbringt ihr ebenso viel Zeit mit dem Kämpfen wie mit dem Sortieren eurer Ausrüstung und der perfekten Zusammenstellung eurer Söldner.
Das Kampfsystem funktioniert rundentaktiktypisch: Auf den relativ kleinen Hexfeldkarten schlagen Ritter im Nahkampf zu, Bogenschützen spicken die Gegner mit Pfeilen und Kräuterfrauen und Priester heilen aus der zweiten Reihe Verwundete. Bewegen dürfen sich Einheiten im Kampf nur, wenn sie angreifen – defensives Manövrieren fällt damit flach. Diese Spielregel ist absolut gewöhnungsbedürftig und soll wohl für beschleunigte Kämpfe sorgen. Das dürfte vielen nicht gefallen.
Hoppe, hoppe Reiter und unsichtbare Burgen
Ein weiteres Problem des Kampfmodus ist der sehr hohe Abstraktionsfaktor. Ihr müsst euch viele Dinge mit eurer Fantasie ausmalen: So ist es zum Beispiel möglich und auch sinnvoll, adelige Ritter mit Lanze und Schlachtross auszustatten. Auf dem Schlachtfeld steht Ritter Kunibert dann jedoch trotzdem wie gehabt als Fußsoldat mit Schwert herum, den wiehernden Zossen und die spitze Lanze müsst ihr euch als unsichtbare Statistiken dazudenken. Auch Burgbelagerungen werden auf diese Weise versimpelt und finden ohne Mauern und Türme auf der grünen Wiese statt wie übliche Gefechte. Nur die angreifende Seite bekommt als Erschwernis schon im Vorfeld Trefferpunkte abgezogen.
Insgesamt ist Legends of Eisenwald trotz einiger fragwürdiger Design-Entscheidungen ein fesselndes Taktikrollenspiel, das vor allem im späteren Spielverlauf seine Stärken zeigt: dann nämlich, wenn ihr eine gut aufeinander abgestimmte Truppe aus Spezialisten ins Feld führen könnt, deren Fähigkeiten sich gegenseitig ergänzen. Die Haupt-Story um einen jungen Helden, dem ihr zu seinem angestammten Recht verhelfen müsst, entlockt nur ein müdes Gähnen. Die einzelnen Aufträge und die Charaktere, denen ihr auf eurer Reise begegnet, sind dagegen interessant und zeigen sehr schön, wie es unserer Vorstellung nach im „düsteren Mittelalter“ zuging.
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