Test - JoJo's Bizarre Adventure HD : Prügelei mit JoJo-Effekt
- PS3
- X360
Das japanische Traditionshaus Capcom hat ein bisschen auf dem Dachboden gestöbert und einen Button-Masher entstaubt, der von Fans geradezu kultisch verehrt wird, der restlichen Spielergemeinde aber eher ein Stirnrunzeln entlocken dürfte. Vermutlich wird auch dieses HD-Remake deren Wissenslücke nicht schließen.
JoJo's Bizarre Adventure HD ist die Neuauflage eines PS1/Dreamcast-Spiels von 1999, das wiederum auf einer der langlebigsten Manga-Reihen Japans basiert. Es handelt vom übersinnlichen Teenager Jotaro Kujo, der mit seinem übersinnlicheren Großvater Joseph Joestar sowie einer Handvoll noch viel übersinnlicherer Begleiter nach Ägypten reist, um Klein-Jotaros Mutter aus den Fängen eines Vampirs namens Dio zu befreien. Wer die Comic-Vorlage nicht kennt, erfährt davon aber erst einmal nichts. Ihr werdet ohne erklärendes Intro ins Spiel geworfen und müsst euch im nicht linearen Story-Modus über mehrere Stunden mühevoll zusammenreimen, warum irgendwer irgendwohin reist, um dort gegen verfluchte Killer, Dämonen, halbnackte Priesterinnen und Terrier zu kämpfen.
Voll auf die Zwölf
Doch wer braucht schon eine Handlung? Letzten Endes geht es bei Prügelspielen sowieso nur um das Verteilen zünftiger Backpfeifen. Einige der insgesamt 22 Kontrahenten tragen profane Schwerter oder Pistolen mit sich herum, der Großteil verfügt allerdings über sogenannte Stands. Diese Geisterwesen können beschworen werden, um den Kämpfer zu unterstützen. Sie können als Schild eingesetzt werden, Spezialattacken ausführen und den Rivalen sogar in die Zange nehmen, was viel Taktik ins Spielgeschehen bringt.
Da die Steuerung sehr einfach gehalten ist und jeder Charakter über durchschnittlich vier Special-Moves und drei Kombos verfügt, können auch Einsteiger nach kurzem Training einen teils sehr witzigen Budenzauber vom Stapel lassen. Allerdings könnten sich diese Spieler schnell vom happigen Schwierigkeitsgrad überfordert fühlen, der zwar von unendlichen Continues im Story-Modus abgefedert wird, ungeduldige Naturen aber frustriert in den Controller beißen lässt.
HD = Halbwegs Drübergebügelt?
Um das Spiel ins neue Jahrtausend zu hieven, hat man anscheinend nur grob über die Charaktere gepinselt, um damit die fiesesten Pixel zu glätten. Zusätzliche Animationen haben die Recken keine spendiert bekommen, ihre Bewegungen wirken abgehackt und unfertig. Das sieht nicht schön aus und stinkt mächtig gegen Referenzspiele wie den knackscharfen Capcom-Titel Street Fighter X Tekken ab. Auch die Hintergründe sind so dynamisch wie ein Stillleben. Warum die Entwickler insgesamt nicht mehr Bewegung integriert haben, ist uns rätselhaft. Gerade weil die Originalgrafik optional anwählbar ist, hätte es keinen Puristen gestört, wenn man an dieser Stelle etwas gepimpt hätte.
Der Sound ist ebenfalls etwas für beinharte Retro-Fans. Die sich endlos wiederholende Musik war in den 90ern vielleicht noch an der Tagesordnung, heute lässt es einen zur Mute-Taste schielen. Spätestens beim happigen Preis von 20 Euro wird der Neueinsteiger wahrscheinlich das Handtuch werfen. Fans werden es sich zweimal überlegen, ob der erweiterte Online-Modus mit Matchmaking-Funktion, den aufrufbaren Replays und den weltweiten Ranglisten den hohen Anschaffungspreis rechtfertigt.
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