Test - Hitman : Der Agenten-Thriller im Test
- PS4
Ganz egal, ob im Fernsehen oder bei Netflix – Serien erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Auch bei Videospielen haben Episodenabenteuer wie beispielsweise Telltales The Walking Dead oder Life is Strange inzwischen eine treue Fan-Gemeinde. Dennoch betritt der dänische Entwickler IO Interactive mit Hitman Neuland. Schließlich waren die fünf seit 2000 veröffentlichten Vorgänger klassische Vollpreistitel. Bringt das Episodenformat Agent 47 Glück oder katapultiert es den Killer ins Abseits?
Das neue Hitman beginnt mit einem Rückblick: Ein Helikopter trifft in der geheimen Bergbasis der International Contract Agency (ICA) ein. Der Maschine entsteigt ein groß gewachsener Glatzkopf mit stahlblauen Augen und im Nacken eintätowiertem Barcode. 47 ist auf dem Weg zu dem Vorstellungsgespräch, das sein Leben und das vieler anderer verändern wird.
An der gigantischen Metallpforte begrüßt ihn sein Handler Diana Burnwood. Freundlich, aber unpersönlich bringt sie ihn ins Innere des Hauptquartiers. Auf den Auftragskiller warten nun die ersten Probeeinsätze. Erst danach darf er sich Agent 47 nennen. Hitman zeigt den kultigen Killer in seiner Hochphase und holt mit dem stimmungsvollen Intro vor allem Kenner der Serie sofort ab.
Zwei Kampfeinsätze und ein halber
Das Hitman Intro-Pack erscheint am 11. März 2016 und beinhaltet die aus der Beta bekannten Prologmissionen sowie einen Auftrag auf einer Modenschau in Paris. Im Anschluss folgen mit je einem Monat Abstand sechs weitere Episoden mit neuen Karten. Darunter befinden sich unter anderem Einsätze im italienischen Sapienza und in Marrakesch. Das Intro-Pack kostet als einzelne Episode 14,99 Euro beziehungsweise 12,99 Euro als PC-Version, die „vollständige Erfahrung“ dagegen 59,99 Euro (PC: 49,99 Euro). Eine Disc-Version ist für Ende des Jahres in Planung.
Das bedeutet im Klartext: Wer sich zum Start das Intro-Pack kauft, muss mit drei Missionen einen Monat überbrücken, ehe es Nachschub für Agent 47 gibt. IO-Interactive setzt nämlich darauf, dass Hitman-Spieler Perfektionisten sind und nicht nur durch die Geschichte rasen. Vielmehr ist der neue Ableger darauf ausgerichtet, dass ihr die Aufträge mehrmals mit veränderten Vorzeichen absolviert. Spätestens an diesem Punkt sollte sich jeder fragen, was für ein Spielertyp er oder sie ist und ob das aktuelle Episodenformat passt.
Planen, zuschlagen, flüchten
Die Qualität der Intro-Pack-Aufträge kann sich absolut sehen lassen. In der Trainingsmission im australischen Sydney etwa schleicht sich Agent 47 auf eine Yacht und bringt dort den Kunstdieb Malvin „The Sparrow“ Ritter zur Strecke. In einer russischen Militärbasis auf Kuba schnappt er sich dagegen einen Schachgroßmeister und auf einer Pariser Modenschau angelt er sich zwei Fashion-süchtige Gangster-Bosse.
Wie schon in den Vorgängern entscheidet ihr, wie ihr vorgeht. Theoretisch könnt ihr euch den Weg freischießen, in der Praxis aber funktioniert das kaum. Agent 47 hat körperlich schwer abgebaut und geht bereits nach mehreren Treffern zu Boden. Dadurch gewinnen das Erforschen der Areale und das Planen der Attentate spürbar an Bedeutung. Die Missionen des Intro-Packs spielen sich daher ruhiger und offener: Erst sammelt ihr Hinweise und merkt euch den Standort bestimmter Hilfsobjekte, dann schlagt ihr zu.
Hitman führt die sogenannten Gelegenheiten ein. An Schlüsselstellen schaltet sich Diana Burnwood ein und weist Agent 47 auf wichtige Informationen hin. Beispielsweise fungieren Folien und ein Overhead-Projektor in der russischen Militärbasis als Ablenkungsmanöver oder eine Flasche Wodka und Rattengift als Vorbereitung für das Attentat. Die Gelegenheiten geben den Missionen eine Linie, die ihr verfolgen könnt.
In seiner Spielmechanik erinnert das neue Hitman stark an die Vorgänger. Agent 47 agiert gewohnt hüftsteif, legt seine Widersacher mit Würgegriffen schlafen, klaut ihre Kleidung, verstaut sie im Schrank oder greift zum Instinktmodus, um benutzbare Objekte und Zielpersonen zu orten. Fallen seine Machenschaften auf, wechselt der Alarmzustand von Wachen und anderen KI-gesteuerten Figuren zunächst auf „verdächtig“ und schließlich auf „feindselig“.
Mehr zu tun, als man denkt
Hitman bezieht seinen Hauptanreiz aus den skurrilen und teils morbiden Attentatsversuchen. Die Areale – und speziell Paris – strotzen vor Details und bieten vielfältige Möglichkeiten, um auch kreativ tätig zu werden. Wer möchte, kann seine Opfer als Scheich verkleidet mit Kronleuchtern erledigen. Das Spiel belohnt das Experimentieren und so schaltet ihr durch mehrmaliges Absolvieren der Areale neue Startpunkte oder Zusatzobjekte frei.
Darüber hinaus bieten Spielarten wie Eskalation oder schwer zu erfassende Ziele zusätzliche Abwechslung. In der mehrstufigen Eskalation erhaltet ihr etwa immer komplexer werdende Aufgaben. Schwer zu erfassende Ziele tauchen lediglich für 48 Stunden auf und verschwinden dann wieder. Mit dem handlichen Aufträgemodus kreiert ihr eigene Fälle und legt Opfer, Verkleidung und Waffe selbst fest. Diese Missionen könnt ihr mit der Community teilen und ihr dürft euch neue Jobs herunterladen. Zumindest für beinharte Hitman-Fans ist somit für Nachschub gesorgt.
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