Special - Volontärskolumne : Folge 8: Zwischen Rhein und Elbe
Für Yves und Tim ging es in der letzten Woche raus aus dem beschaulichen München und ab in den wilden Norden, wo man seltsame Bräuche feiert und goldfarbenes Leitungswasser als Bier verkaufen will. Während sich Yves in Hamburg vergnügte (dazu später mehr), trat Tim in Köln zum Finale des FIFA-11-Pressecups an.
Tim: Da ihr den Ausgang dieses epochalen Sportereignisses, das nur noch von Fußball-Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen übertroffen wird, in der neuen Insert-Coin-Folge sehen könnt, soll es an dieser Stelle mehr um das Drumherum dieser Reise gehen.
Ich war früher nie ein großer Fan des Fliegens. Mehr als bei allen anderen Transportmitteln hatte ich dort das Gefühl, Mensch und Technik komplett ausgeliefert zu sein. Oder um Dr. Cox aus "Scrubs" zu zitieren: "Ihr könnt nicht betrunken zur Arbeit erscheinen. Ihr seid keine Piloten." Aber in meinem ersten Jahr bei Gameswelt bin ich weit öfter geflogen als in meinem ganzen Leben davor. Und es macht mir mittlerweile absolut nichts mehr aus. Gepäckkontrolle, enge Sitze und das nervige Warten am Gate werden schnell zur Routine. Am umständlichsten ist noch die Anfahrt per S-Bahn, da jemand einst die tolle Idee hatte, den Münchner Flughafen mitten in die Diaspora zu setzen.
Köln also. Die Metropole am Rhein, Hochburg des Karnevals (der zum Glück schon vorbei war) und Heimat von EA, die sich ihr edles deutsches Hauptquartier direkt an den großen Fluss gesetzt haben. Da am gleichen Tag unseres Pressepokals auch noch der 1.FC Köln in der Bundesliga gegen Hannover 96 spielte, wurden wir vom Publisher zum Spiel eingeladen. So fand ich mich also abends in der VIP-Lounge wieder, trank Kölsch und rempelte 96-Präsident Martin Kind an. Um keinen Verdacht zu erregen, stattete man uns mit FC-Trikots aus.
Als ich so im Stadion saß und sah, wie die Gäste mit 4:0 nach Hause geschickt wurden, musste ich an unseren Jens denken. Wie sich der glühende 96-Fan im Podolski-Leibchen wohl angesichts dieser Klatsche gefühlt hätte? Wie gut, dass ich ihn bei unserem internen Qualifikationsturnier im Halbfinale rausgekegelt habe. Ich habe übrigens gemerkt, dass die meisten Klischees über VIPs bei Bundesligaspielen durchaus zutreffend sind. Vor lauter Buffet und hübschen Hostessen zieht es mancher vor, das Spiel lieber auf den Bildschirmen in der Lounge zu verfolgen. Das ist in etwa so, als wäre man auf einem Konzert und hörte sich die dort auftretende Band auf dem iPod an.
Nachher suchten wir übrigens noch die angeblich beste Cocktail-Bar der Stadt auf. Dort gaben wir uns vollkommen der Dekadenz hin und konsumierten sonderbare Drinks mit Salatgurken und Himalaja-Salz. Schmeckt definitiv besser, als es sich anhört. Und jetzt erzählt euch Yves, wie er mit unserem Neuzugang Anni (Ja, eine Frau!) die Hansestadt unsicher gemacht hat
Yves: Ja-ha! Unsere Quotenfrau und Grünzeugfanatikerin hatte aber glücklicherweise viele "Kundentermine", wie sie es pietätvoll und diskret nennt, sodass wir uns kaum über den Weg gelaufen sind. Und mein fliegendes Schiff ist ja auch noch ein paar Tage früher in den Hafen eingelaufen, schließlich musste ich mir bei Warner Bros. Interactive in Mortal Kombat noch von diversen Kollegen der schreibenden Zunft den Allerwertesten versohlen lassen. Es war wahrlich keine erfolgreiche Woche, nachdem sich ja auch schon El Hoppo in FIFA 11 bis auf die Knochen blamiert hat.
Bei Yoostar 2: In The Movies ging's zwar auch um den Wettbewerb, das Spiel ist allerdings großzügig genug, um auch mal ein paar Fehler zu verzeihen. Interessanter war für mich aber noch, das Gehirn des guten Steve Stopps von den Entwicklern Blitz Games anzuzapfen und sowohl über die aktuellen Tätigkeiten bei ihnen im Studio als auch über die Zukunft der Branche zu plaudern. Normalerweise bekommt man als Redakteur nämlich nur selten mal direkt Einblicke in das, woran ein Studio arbeitet, und wie sich ein Entwickler die nahe Zukunft vorstellt. Da ist es schön, aber leider oft eine Seltenheit, wenn sich die Jungs die Zeit für ein persönliches Gespräch nach dem Interview nehmen können, denn allzu oft müssen sie direkt nach der Pressevorführung ins nächste Flugzeug springen. Oder aber sie halten sich mit Informationen so bedeckt wie Queen Elizabeth.
Dabei lernen die Entwickler ja sogar ab und zu etwas aus unseren Erfahrungen und Kommentaren. Als positives Beispiel blieb mir da vor allem Tom Clancy's H.A.W.X. 2 in Erinnerung. In der Vorabversion bemängelte ich - und sicher auch andere - noch vor Ort, dass es in einer der Missionen fast unmöglich ist, ohne Absturz auf der Ölplattform zu landen. Und das, obwohl es eigentlich ein Arcade-Flugspiel ist. Als dann die fertige Testversion in die Redaktion geflogen kam, war die Passage wesentlich entschärft und tatsächlich zu schaffen. Für mich ist das eine der spannendsten Seiten an dem Beruf.
Und natürlich die Frauen, die Villa und der italienische Sportflitzer. Aber das ist eine andere Geschichte.
Kommentarezum Artikel