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Test - Fuse : Spiel sucht Identität

  • PS3
  • X360
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Insomniac hat sich in den vergangen Jahren mit den Ratchet-&Clank-Abenteuern und der Resistance-Reihe auf der PlayStation einen hervorragenden Ruf erarbeitet. Mit Fuse verlässt man nun die Konsolenexklusivität und veröffentlicht unter dem Banner von EA den kooperativen Third-Person-Shooter auch für die Xbox 360. Knüpft das Studio an vergangene Erfolge an? Schließlich hat das ursprünglich als Overstrike angekündigte Projekt eine nicht ganz reibungslose Vergangenheit hinter sich.

Das Overstrike-9-Team wird immer dann gerufen, wenn es besonders brenzlig wird. In diesem Fall gerät eine außerirdische Energiequelle namens Fuse in die Hände einer zwielichtigen Organisation, die Bösewichte und Diktatoren auf der ganzen Welt zusammentrommelt, um einen Abnehmer für eine dicke, mit Fuse vollgestopfte Rakete zu finden. Die Vierertruppe muss das um jeden Preis verhindern. Im Stile eines klassischen James-Bond-Films besucht ihr Basen, die sich unter Wasser befinden, schlagt euch mit Größenwahnsinnigen herum und hantiert mit allerhand abgefahrenen Technikspielereien.

Doping für die Wummen

Genau dieser Kniff sorgt dafür, dass Fuse sich angenehm von anderen Vertretern des Genres abhebt. Wo ihr ansonsten mit Flinten und Sturmgewehren von Deckung zu Deckung sprintet, benutzt ihr in Insomniacs aktuellem Werk Schusswaffen, die Schwarze Löcher erstellen, einen Schutzschild aufbauen, Gegner verglühen oder kristallisieren lassen. Zwar werden auch handelsübliche Gewehre eingesetzt, der Spaßfaktor bei der Benutzung der ungewöhnlichen Waffen ist aber ungleich höher. Zudem verbessert ihr mit genügend Erfahrung eure Fähigkeiten und schaltet gänzlich neue frei. So kann Sprücheklopfer Dalton Brooks seine Schutzwand an einem beliebigen Punkt aufstellen, Rotschopf Izzy wirft heilende Medibaken durch die Gegend, Jacob Kimble platziert brennende Fallen und Naya macht sich für kurze Zeit unsichtbar.

Besonders im Verbund sorgen diese Fähigkeiten für kurzweiligen Zeitvertreib. Unterschiedliche Waffen können zu neuen, verheerenden Angriffen kombiniert werden. Mit KI-Kollegen kommt ihr jedoch selten und dann nur zufällig in den Genuss der sich bietenden Möglichkeiten, da sie oft passiv oder willkürlich auf eigene Faust reagieren. Übrigens: Während zwei Spieler an einer Konsole im geteilten Bildschirm zusammen spielen dürfen, könnt ihr online zu viert die Schergen bekämpfen. Allerdings ist das Waffenarsenal recht überschaubar, genauso wie die erweiterbaren Fähigkeiten. Dabei hat das Studio mit den Resistance- und Ratchet-&-Clank-Titeln genügend Erfahrung in der Kreation verrückter Schusswaffen gesammelt. Ein bisschen mehr hätte es schon sein dürfen.

Fuse - Launch Trailer
In Kürze wird Fuse für PS3 und Xbox 360 erhältlich sein; vorab gibt es bei uns den offiziellen Launch-Trailer.

Stangenware

Von den sonderbaren Gewehren einmal abgesehen, bietet Fuse nur selten Außergewöhnliches. Die meiste Zeit verbringt ihr hinter Deckungen und im Dauerfeuermodus. Verschiedene Feinde, mal mit Schilden ausgerüstet, mal unsichtbar, versuchen euch am Weiterkommen zu hindern. Interessant wird es dann, wenn ihr gegen etwas mächtigere Roboter antretet, die nicht nur dick gepanzert sind, sondern auch einige Asse im Ärmel haben. Bei den Bosskämpfen beweist Insomniac wieder ein kreatives Händchen. Ungewöhnlich für das Genre sind die Kletterpartien: Immer wieder geht es in die Vertikale. Diese Szenen arten aber nicht so aus wie in Uncharted oder Tomb Raider. So bekommt ihr das Gefühl, dass euer Charakter den physischen Barrieren der Umgebung nicht hilflos ausgesetzt ist.

Apropos Charakter: Im Laufe der verschiedenen Missionen kloppt das Team Sprüche am laufenden Band. Die sind so platt und machomäßig, dass sie wieder witzig sind. Die vier Geheimagenten bestechen weder durch ihre Tiefgründigkeit noch durch ihre Glaubwürdigkeit, passen aber in diesen überkandidelten Rahmen wie die Faust aufs Auge. Aber auch sie können den schwankenden Spannungsbogen dauerhaft nicht aufrechterhalten.

Wer die wenig dramatische Kampagne abschließt, darf sich im Echolon-Modus austoben. Darin tretet ihr gegen zwölf Wellen an und erledigt parallel diverse Aufgaben. Besonders hier werden die Team-Fähigkeiten wichtig, die ihr für Fuse-Credits kauft. Diese beeinflussen zum Beispiel den Schaden, den ihr austeilt, oder den Explosionsradius von Granaten. Zwar wurde der Schwierigkeitsgrad im Gegensatz zur Vorschauversion ein wenig entschärft, knackig bleibt der Überlebenskampf trotzdem. Alles in allem ein netter Zusatz, der jedoch nicht den nötigen Mehrwert bietet, um dauerhaft Spielspaß zu garantieren.

Visuell reiht sich Fuse im Mittelfeld ein. Man merkt, dass Insomniac für mehrere Plattform programmieren musste. Zwar überzeugen die Charaktere in der Nahaufnahme, trotzdem rauscht das Bild, die vielen Kanten und die bisweilen auftretenden unscharfen Texturen stören das Auge. Der Feinschliff eines Ratchet & Clank fehlt. Außerdem ist der Gewaltgrad in einigen Szenen übertrieben hoch: Da platzen Gegner auseinander, Blutfontänen spritzen durch die Gegend und im Sekundentakt wird feindlichen Einheiten das Genick gebrochen.

Fazit

Christian Kurowski - Portraitvon Christian Kurowski

Da ist es also: Insomniacs erstes Multiplattformprojekt. Fuse ist eins dieser Spiele, mit denen man durchaus Spaß haben kann, ohne sich anschließend daran zu erinnern. Es macht nicht viel falsch: Die Alien-Waffen sind cool und eine willkommene Abwechslung, die Charaktere sind platt, aber witzig und das Spielgefühl passt. Es kracht bei den Schusswechseln und die Bosskämpfe sind kreativ. Allerdings krankt es an der Dramaturgie, die Inszenierung dümpelt vor sich hin und viel Abwechslung wird nicht geboten. Es wird zwar hier und da mal geklettert und Computer werden gehackt, dann jedoch tauchen im folgenden Abschnitt bloß wieder zahlreiche Schergen auf, die ihr über den Haufen ballert. Die visuelle Präsentation überzeugt ebenfalls nicht auf ganzer Linie, es fehlt der letzte Schliff. Trotzdem: Wer drei Freunde zur Hand hat, der wird mit Fuse eine launige Zeit haben.

Überblick

Pro

  • abgefahrene Waffen
  • jeder Charakter besitzt einzigartige Fähigkeiten
  • zahlreiche Fertigkeiten können verbessert werden
  • coole Sprüche
  • spaßiger Koop-Modus

Contra

  • eintönige Kampagne
  • schwache Dramaturgie
  • KI agiert unaufmerksam
  • grafisch nur Mittelmaß
  • überschaubares Waffenarsenal

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