Test - Furi : Furios und frustrierend
- PS4
Ein Spiel von heute benötigt eine epische inszenierte Story, möglichst umfangreiche Levels und eine fair ausbalancierte Schwierigkeitsgradkurve. Oder etwa nicht? Der Entwickler The Game Bakers hat jedenfalls anderes im Sinn und präsentiert mit Furi eine pure Endgegnerorgie.
Die Story beginnt kryptisch und wirft euch ohne große Einführung ins Spiel: Ihr seid ein stummer Gefangener, der von einem ominösen Kerl mit Hasenkopf befreit und zur Bekämpfung seiner Wächter angestachelt wird. Die meisten von ihnen labern euch mit pseudophilosophischen Phrasen zu, die schnell langweilen. Zudem erklärt keines der drei Enden großartig die Hintergründe des Protagonisten oder der Welt, in der er sich befindet.
Worauf es wirklich ankommt
Die stiefmütterliche Behandlung der Geschichte hat allerdings etwas Erfrischendes. Denn dafür spürt ihr umso mehr, welche Gedanken sich The Game Bakers um das eigentliche Spiel gemacht hat. Wie schon in unserer Preview beschrieben gibt es keine klassischen Levels, sondern “nur“ zehn Endgegner. Doch obwohl ein erfolgreicher Kampf maximal 15 Minuten in Anspruch nimmt, werdet ihr einige Stunden versenken, bis ihr euch komplett durchgekämpft habt.
Furi ist ein richtig schweres Action-Spiel, das euch bereits ab dem dritten Boss viel Geschick abverlangt. Ihr könnt laufen, parieren, ruckartig ausweichen, schießen und mit eurem Schwert zuschlagen. Zu den komplexeren Techniken gehört bereits das Aufladen eines Schusses. Weder erweitert sich euer Fähigkeitenrepertoire noch erhaltet ihr zu irgendeinem Zeitpunkt eine neue Waffe. Dafür strotzen die Bosse nur so vor Abwechslungsreichtum: Der eine ist ein wieselflinker Schwertkämpfer, der nächste heizt euch mit seinem Scharfschützengewehr ein und wieder ein anderer lauert gerne mal unter Wasser auf euch.
Ständig werdet ihr mit neuen Tricks und Gemeinheiten konfrontiert. Jeder Kampf besteht aus drei bis sieben Phasen, zwischen denen der Gegner dazulernt. Verliert ihr innerhalb einer Phase eure Lebensenergie, dann müsst ihr diese Phase komplett wiederholen. Scheitert ihr nach dem dritten Versuch, dann beginnt das Gefecht ganz von vorne. Wenigstens ergattert ihr einen bereits vergebenen Versuch zurück, wenn ihr eine Phase erfolgreich absolviert. Aber mit mehr Zugeständnissen solltet ihr besser nicht rechnen.
Live. Die. Repeat.
Dank der sehr präzisen Steuerung, für die wir uns allenfalls eine Konfigurationsoption der Tasten gewünscht hätten, ist die Motivation sehr hoch, es auch nach dem zehnten Scheitern erneut zu probieren. Leider sorgt das Konzept unweigerlich für zähe bis frustrierende Momente, wenn ihr zum Erreichen einer knackigen Stelle wieder und wieder die dort hinführenden Passagen absolvieren müsst. Viel schlimmer sind die eingangs erwähnten Phrasen eurer Gegner, die ihr weder abbrechen noch abkürzen könnt. Diesbezüglich hat uns insbesondere der achte Boss halb in den Wahnsinn getrieben.
Habt ihr hingegen einen Endgegner geknackt, dann erreicht das Gefühl der Befriedigung Dark-Souls-ähnliche Ausmaße. Danach müsst ihr wieder ein langwieriges Intermezzo in Kauf nehmen, bei dem ihr mit eurem Protagonisten nur im Schleichgang zum nächsten Boss spazieren dürft. Netterweise könnt ihr den Vorgang per Knopfdruck automatisieren, was aufgrund der wirren Kameraperspektiven ungemein nützlich ist.
Musikalischer Geniestreich
Die Präsentation lebt vom guten Charakter-Design, für das der Illustrator des Mangas „Afro Samurai“ verantwortlich zeichnet, und vom grandiosen Soundtrack. Der wurde zu gleichen Teilen von den Electro-Künstlern Carpenter Brut, Danger, Waveshaper, Lorn, The Toxic Avenger, Scattle und Kn1ght gestaltet. Wo normalerweise derart viele Köche den Brei verderben und zumindest für spürbare Stilbrüche zwischen den einzelnen Musikstücken sorgen, da wirkt Furis äußerst stilvoller 1990er-Jahre-Synthie-Score wie aus einem Guss.
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