Test - Downfall : Hässliches Horrorentlein
- PC
Independent-Alarm: Downfall ist ein klassisches Point-&-Click-Adventure, entwickelt mit dem Adventure Game Studio und geschrieben, gezeichnet sowie programmiert von einem einzelnen Mann. Wie viel Profiarbeit steckt in diesem Hobby-Projekt, das nun immerhin für 10 Euro verkauft wird?
Hotelhorror
Wenn das mal keine Ehekrise ist: Joe ist inzwischen völlig ratlos, sobald seine Frau Ivy wie im Wahn nur noch von Blut, Tod und Horror spricht. Eines Tages sind die beiden bei strömendem Regen unterwegs, als Ivy erneut unter einer ihrer Panikattacken leidet. Das Wetter verbietet jegliches Weiterfahren, weshalb die beiden gezwungen sind, im nächstbesten Hotel zu übernachten.
Dort geht es nicht mit rechten Dingen zu: Die Rezeptionistin warnt Joe noch, die Nacht über ruhig zu bleiben und bloß nicht die Zimmernachbarin zu stören. Doch dieses Vorhaben scheitert aufgrund eines Streits zwischen dem Ehepaar.
Am nächsten Morgen ist Ivy urplötzlich verschwunden und im Speisesaal sitzen die ersten blutüberströmten Leichen.
Joes einziger Anhaltspunkt ist diese Nachbarin, die angeblich etwas mit dem Verschwinden seiner Frau zu tun habe. Doch als er deren Zimmer betritt, findet er eine Art Folterkammer vor, in deren Mitte ein verzweifeltes Mädchen sitzt. Und das wünscht sich nichts sehnlicher als einen schmerzlosen Tod ...
Zwangszensur dank Müllgrafik
Das ist nur der Anfang einer leicht verworrenen sowie höchst bizarren Geschichte, die den Hauptreiz von Downfall ausmacht. Dabei werden Horror und Splatter ganz groß geschrieben: Zerfetzte Leichen, per Kettensäge zerteilte Körper und geplatzte Köpfe sind an der Tagesordnung. Im Normalfall würde ein Spiel mit solch einem Inhalt nie und nimmer eine Altersfreigabe in Deutschland erhalten. Doch ironischerweise sorgt die größte Schwachstelle des Spiels für die nötige Abhilfe: Es sieht unglaublich schlecht aus.
Wie bereits in der Einleitung geschrieben, stammt das gesamte Adventure mit Ausnahme der musikalischen Begleitung von einem einzelnen Mann namens Remigiusz Michalski. Der kann zwar eine wirklich interessante Geschichte schreiben, jedoch nicht zeichnen. Nur wenige Hintergründe sind erträglich und vermitteln zumindest die passende Atmosphäre, während ein Großteil der Kulissen sowie sämtliche Personen das Niveau von Kindergartenzeichnungen unterbieten.
Ebenfalls richtig mies sind die Animationen und die Sound-Kulisse. Es gibt nur wenige Effekte, und die klingen selten authentisch. Eine Sprachausgabe fehlt völlig, während immerhin die Musik zwischen mäßig und gut schwankt.
Auf den Inhalt kommt es an
Im gleichen Zuge ist Downfall ein exemplarischer Fall dafür, dass ein gut gemachtes Spiel nicht zwingend eine ansprechende Präsentation benötigt. Neben der Geschichte gefallen das grundsolide Rätsel-Design und die altbewährte Point-&-Click-Steuerung. Auch müsst ihr an manchen Stellen wichtige Entscheidungen treffen, durch die ihr das Ende des Spiels beeinflusst. Die Schlusspointe ist zwar nicht die originellste, aber unterm Strich stimmig.
Spielerisch gesehen gibt es nur zwei Aspekte, die stören: Zum einen ist Downfall wenig umfangreich und für einen erfahrenen Adventure-Spieler nach fünf Stunden abgehakt. Zum anderen krankt das Spiel an ein paar sehr unschönen Bugs, die im schlimmsten Fall euren Speicherstand zerstören können. Ihr solltet deshalb immer brav einen neuen anlegen, anstatt stets den alten zu überschreiben.
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