Test - Dark Matter : Im Weltall hört dich niemand ballern
- PC
Retro ist in: Man bemerkt es im Fernsehen, in der Musik, im Kino und eigentlich, ja, eigentlich auch im Videospielbereich. Meist handelt es sich bei den Retrospielen aber nicht um Remakes, sondern um Spiele im alten Stil, das heißt 8-Bit-Grafiken und piepsige, aber irgendwie eingängige MIDI-Hymnen als Hintergrundmusik. Mit Dark Matter ändert sich das aber gewaltig: Das Spiel basiert zwar auf den heiß geliebten alten 2-D-Jump-'n'-Shoot-Spielen wie Metroid, bringt aber auch eine Menge Neues.
Lieber gut geklaut als schlecht selbst erfunden: Das dachten sich wohl auch die Interwave Studios, als sie Dark Matter entwickelten – ein Spiel, das wirkt wie eine Kombination aus heiß geliebten Klassikern. Das geht schon mit der Vorgeschichte los: Als hätte die Menschheit aus Jahrzehnten voller Science-Fiction-Filme rein gar nichts gelernt, beginnt auch diese Reise ins All mit einer in kryogenischen Tiefschlaf versetzten Supersoldatin, die, unfreiwillig erwacht, sofort damit loslegt, ihr Raumschiff von allen bösen Aliens zu säubern, die irgendwie an Bord gelangt sind.
Genau wie Ripley, nur anders
Habt ihr euch erst einmal durch das recht hässliche Tutorial in Form einer Traum- beziehungsweise Trainingssequenz gekämpft, steht der Ernst des Lebens an: Geführt von der akustisch schlecht verständlichen KI des Raumschiffs, macht sich die Heldin sogleich daran, für Ordnung zu sorgen. Dabei steuert ihr sie mit einer gewöhnungsbedürftigen Mischung aus Maus und Tastatur, der man bereits im Tutorial anmerkt, dass sie unter Feindbeschuss schnell zu unnötigen Todesanimationen führen wird. Beim Erkunden sind alle klassischen Bewegungen wie etwa Springen oder Sprinten möglich. Zudem kann sich der geneigte Zocker auch noch umdrehen und umständlich Instrumente bedienen.
Vielleicht sind sie freundlich?
Habt ihr die erste Waffe gefunden, geht es auch schon ans Eingemachte: Fiese außerirdische Monstrositäten warten nur darauf, wie in einem 80er-Jahre-Action-Film mit der jeweils passenden Munition umgelegt zu werden. Das geht zu Anfang auch ganz gut von der Hand, gestaltet sich aber bei steigendem Schwierigkeitsgrad immer unangenehmer und unkomfortabler. Ein Lichtblick sind die verbesserbare Ausrüstung und das Crafting-System des Spiels. Richtig gelesen: Eigene Gegenstände wie Heilspritzen und bessere Waffen herzustellen, ist nicht mehr nur den MMO-Spielern vorbehalten, sodass es auch für genrefremde Spieler eine Beschäftigungstherapie gibt.
Odyssee im Weltraum
Dark Matter macht einiges richtig: Verbesserungen für die eigenen Waffen und Gegenstände sowie das Crafting klingen schon einmal toll, gerade das Letztere wurde ja, aus der modernen Perspektive gesehen, in den Klassikern wie Castlevania oder Metroid teilweise schmerzlich vermisst. Leider schafft das Spiel es trotzdem nicht, den großen Vorbildern gerecht zu werden: Von der hochgepriesenen KI ist wenig zu bemerken, vielmehr verlassen sich die Ungeheuer darauf, dass ihr die für ihr Ableben nötige Munition nicht hergestellt oder schon verballert habt. Die Grafik ist zwar nett, aber wahrlich kein Augenschmaus – Indie-Spiel hin oder her. Dafür ist der Sound gut geworden, auch wenn die KI-Stimme des Raumschiffs wirklich schwer zu verstehen ist.
Und dann ist da natürlich noch die Steuerung: Wie erwartet lässt sie euch im Stich, wenn es hart auf hart geht und Reflexe gefragt sind. Und als wäre das noch nicht genug, fehlt auch noch ein Teil des Spiels. Nach vier statt sechs Stunden ist der Spaß vorbei und das Ende ist wenig mehr als eine „To-be-continued“-Textbox – fast fühlt sich der altgediente Spieler an Eye-of-the-Beholder-Zeiten in den 90er-Jahren erinnert. Die Entwickler schieben das übrigens auf die mangelnde Kickstarter-Unterstützung und wollen nachbessern. Immerhin: Vier Stunden sind trotzdem genug Zeit, um alle Bonusinhalte aufzuspüren.
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