Special - Call of Duty: Modern Warfare 2 Remastered : Durchgezockt: Noch so gut wie damals?
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Call of Duty: Modern Warfare 2 – Campaign Remastered verzichtet auf den Mehrspieler-Teil des 2009 erschienenen Shooters. Einzig die Einzelspieler-Story wurde vom Studio Beenox neu aufgelegt. Corporal Kuro und Sergeant Sascha haben sich nach zehn Jahren erneut in den Kampf gestürzt.
Sascha:
Ich finde, wir sollten mit einem kurzen Abriss der Kampagne anfangen. Aufgrund der zehn Jahre zwischen Original und Remaster dürfte nicht jeder Zocker von heute gleich wissen, um was es in Call of Duty: Modern Warfare 2 geht. Wie würdest Du die Ereignisse des Spiels zusammenfassen?
Kuro:
Fünf Jahre sind seit Call of Duty 4: Modern Warfare vergangen. Ex-Terrorist Zakhaev wird als Märtyrer gefeiert, Shepard ist inzwischen General und “Soap” MacTavish kann plötzlich sprechen. Inzwischen führt Vladimir Makarov die Terrorgruppe der Ultranationalisten an. Mit einem Attentat am Moskauer Flughafen (Stichwort: Kein Russisch) wiegelt er Russland gegen die USA auf. Das hat zur Folge, dass russische Truppen an der Ostküste der vereinigten Staaten von Amerika einfallen.
Wir schlüpfen im Laufe der Story in die Rolle von vier verschiedenen Soldaten und versuchen, Makarov dingfest zu machen. Natürlich passiert noch mehr, aber das verraten wir an dieser Stelle aus Spoilergründen nicht. Ich muss aber ehrlich sein: Die Kampagne springt so oft hin und her und besitzt ein derart hektisches Tempo, dass es mir schwer fiel, das alles halbwegs mitzubekommen. Wie erging es Dir?
Sascha:
Bei mir war es genauso. Es ist ja schon ein Markenzeichen von CoD-Kampagnen, uns mehrere Charaktere an ständig neuen Schauplätzen an den Kopf zu werfen. Aber nach der langen Pause fühlt sich das noch verwirrender und undurchsichtiger an als früher. Erst ist man irgendwo im Schnee, dann geht es nach Brasilien in einen Slum, dann ist man plötzlich in einem Gulag. Nicht einmal die als Erklärung und Einleitung gedachten Zwischensequenzen helfen mir, dass alles auf die Reihe zu bekommen. Auf wen ich gerade schieße, wird da beinahe nebensächlich. Das größte Problem ist für mich aber der Spielablauf ….
Kuro:
Seit jeher sind die Kampagnen in Call of Duty actiongeladene Achterbahnfahrten. Wir töten mit Leichtigkeit Hunderte von Terroristen in den Favelas im Alleingang. Wo kommen die alle her?! Das hat eher was von einer DOOM-artigen Powerfantasy als von Soldaten, die sich gerade in einem grauenhaften Krieg befinden. Man ist in der Kampagne eigentlich nur Zaungast. Fast fühlt sich Modern Warfare 2 wie ein Spielhallen-Shooter an, es fehlt nur noch die Lightgun. Das finde ich eigentlich nicht tragisch, denn stumpf kann bisweilen Trumpf sein. Im Vergleich zu aktuelleren Call-of-Duty-Teilen wirkt Modern Warfare 2 jedoch wie ein Relikt aus einer vergangenen Zeit.
Sascha:
Das Wort Zaungast trifft es ziemlich gut. Ein bisschen darf ich spielen, aber nie zuviel und vor allem nur in dem strengen Rahmen, der mir gestattet wird. An mehreren Stellen bin ich gestorben, weil ich sinngemäß nach links gelaufen bin, obwohl ich nach rechts sollte. Das macht den ganzen Ablauf aus meiner Sicht total schwerfällig, weil ich überhaupt keine Dynamik ins Geschehen bringen kann. Maximal werden meine Aktionen von den KI-Kollegen lobend kommentiert, aber schon Sekunden später geht es ganz nach Vorschrift weiter. Geballert wird praktisch nur auf Kommando und dann meist sehr kurz.
Kuro:
Aus Neugier habe ich noch mal die Kampagne von Call of Duty: Modern Warfare aus 2019 angeworfen. Natürlich nimmt uns der Teil ebenfalls stark an die Hand, aber das ganze Szenario wirkt bodenständiger und nachvollziehbarer. Jedes Kapitel setzt andere spielerische Impulse, es gibt sogar mal ruhige Abschnitte. Es ist noch immer das alte Rezept, aber die Zutaten und Mengenangaben sind besser abgestimmt.
Und dann gibt es in Modern Warfare 2 natürlich die Mission “Kein Russisch”. Für mich war es schon damals eine geschmacklose Provokation, die komplett über das Ziel hinausschoss. Wie siehst Du den Abschnitt heute?
Sascha:
Ich finde das Kapitel noch unangenehmer und verstörender als im Original, was vor allem an der grafisch besseren Aufmachung liegt. Zudem teile ich Deine Meinung, dass es sich dabei einzig und allein um einen geplanten Aufreger handelte. Activision und Infinity Ward wollten die Mission immer als relevant rechtfertigen, um die Schrecken des Terrorismus erfahrbar zu machen. "Kein Russisch" sticht jedoch einzig und allein aufgrund der enormen Gewalt heraus. Eigentlich ist das Attentat der Auslöser für alles, was danach passiert. Aber inhaltlich wird das so rasant abgefrühstückt, dass es zwei Missionen später maximal noch eine Randnotiz ist.
Weil ich es gerade schon erwähnt habe: Lass uns noch auf das Thema Grafik eingehen. Du kennst das letztjährige Modern Warfare und damit auch die Kampagne ausgesprochen gut. Wie schlägt sich das MW2-Remaster im direkten Grafik-Vergleich?
Kuro:
Für den Reboot von Call of Duty: Modern Warfare kommt ja eine komplett neue Grafik-Engine zum Einsatz. An der schraubten zwei Infinity-Ward-Studios über einen Zeitraum von fünf Jahren. Gerade was die Darstellung von Licht und Schatten betrifft, lässt diese neue Custom Engine kräftig die Muskeln spielen. Allerdings wird sie für das Modern-Warfare-2-Remaster nicht genutzt.
Vielmehr sieht es danach aus, als würde der gleiche Grafikmotor genutzt, der bereits für Modern Warfare Remastered verwendet wurde. Entsprechend deutlich ist der Unterschied zum neuen Modern Warfare. Modern Warfare 2 ist keineswegs hässlich, man sollte nur keine grafische Aufbereitung wie bei Shadow of the Colossus, Resident Evil 3 oder Final Fantasy VII erwarten.
Sascha:
Danke für die Einordnung. Ich finde die Überarbeitung samt 4K-Auflösung und HDR-Einsatz meist ordentlich und an wenigen Stellen sogar schick. Aber gerade die Animationen von Mitstreitern und Feinden fallen zu oft unnatürlich und hölzern aus. Das sorgt bei mir für Schmunzeln, weil es die eigentlich gewollte Drama-Stimmung regelrecht lächerlich macht. Der Sound geht in Ordnung, es kracht und scheppert rundherum ordentlich aus den Boxen. Allerdings sollte man auf Englisch spielen: Es klingt bisweilen nur peinlich, wenn deutsche Stimmen versuchen, amerikanischen Patriotismus nachzuahmen.
Dann kommen wir langsam zum Fazit. Ich mache keinen Hehl daraus, mich echt durch die Kampagne gewürgt zu haben. Inzwischen kann ich dieser starren Ballern-auf-Kommando-Struktur rein gar nichts mehr abgewinnen. Obwohl ich weite Teile der Story vergessen hatte, fühlte ich mich an keiner Stelle unterhalten. Dafür hätte Entwickler Beenox nicht nur die Grafik, sondern den ganzen Spielaufbau modernisieren müssen. Mir schnürt das enge Korsett den Spaß ab, weil ich mich nicht wie der Hauptdarsteller, sondern eher wie irgendein Statist fühle. Da schaue ich mir lieber gleich einen großen Actionfilm an. Wie fällt Dein abschließendes Urteil aus?
Kuro:
Es wird einfach deutlich, dass Modern Warfare 2 schon einige Jahre auf dem Buckel hat. Richtig vom Hocker gehauen hat mich die Kampagne im neuen Anstrich ebenfalls nicht. Es ist ein wildes Actionfest, das Logik und Verstand im Regen stehen lässt, um Spektakel im großen Michael-Bay-Stil zu inszenieren. Das war damals vielleicht cool, konnte aber auch da bereits nicht mit der Aufmachung des Vorgängers Call of Duty 4: Modern Warfare mithalten. Und ohne den Multiplayer-Part wird das alles noch deutlicher.
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