Test - Baphomets Fluch 5 : Kurz und hastig
- PC
Charles Cecil hat es tatsächlich geschafft: Der gebürtige Engländer hat den Wunsch seiner Fans erfüllt und mit Der Sündenfall eine neue Episode von Baphomets Fluch im klassischen Adventure-Gewand fertiggestellt. Jedoch ist unsere Freude nach der ersten Hälfte, die im Januar veröffentlicht wurde, dank diverser Ungereimtheiten sichtlich gesunken. Vielleicht kann aber die just erschienene Auflösung mit dem Klassiker von 1996 mithalten.
Der zweite Teil von Baphomets Fluch 5: Der Sündenfall schließt direkt an den Cliffhanger des Vorgängers an, weshalb eine Zusammenfassung der weiterführenden Geschichte schwerfällt: Natürlich werden George und Nico rechtzeitig aus dem brennenden Atelier befreit und freilich wollen die beiden weiterhin wissen, warum bislang mehrere Personen wegen eines Gemäldes ihr Leben lassen mussten. Wer sich das Spiel erst jetzt besorgt, der erhält beide Episoden auf einen Streich und wird gar nicht merken, wann die erste vorbei ist und die zweite beginnt.
Jetzt wird Gas gegeben
Trotz des nahtlosen Übergangs begeht das Spiel einen unübersehbaren Stilbruch. Während die erste Episode eher in die Länge gezogen wirkt, zahlreiche Nebencharaktere ausführlich vorstellt und auf die essenziell wichtigen Fragen keine greifbaren Antworten gibt, hinterlassen alle Ereignisse nach dem Brand im Atelier einen überhasteten Eindruck. Sprich: Ihr lernt so gut wie keine neuen Personen kennen und die großen Geheimnisse werden innerhalb kurzer Ereignisse aufgelöst.
Entsprechend ist das Finale genauso kurz und enttäuschend wie die Auflösung der Geschichte im Allgemeinen. Während der erste Teil wenigstens noch ein paar Überraschungsmomente bot und Neugierde weckte, würgt der zweite Abschnitt den aufgebauten Spannungsbogen regelrecht ab. Was ebenfalls seltsam anmutet: Der finale Speicherstand der ersten Episode suggeriert mit seiner 50-Prozent-Anzeige, dass die zweite ungefähr genauso umfangreich ist. Aber sowohl die Spielzeit als auch die Menge der Rätsel sind um gut ein Drittel gesunken.
Um Missverständnisse gleich auszuräumen: Wir wollen die Spielzeit nicht auf die Goldwaage legen, denn schließlich war die erste Episode bereits ausreichend lang und niemand muss für die zweite extra Geld zahlen. Insgesamt ist das, was Baphomets Fluch 5: Der Sündenfall für 25 Dollar bietet, mehr als genug. Aber der erwähnte Stilbruch drückt auf den Gesamteindruck. Es ist einfach seltsam, wenn ein Spiel zunächst recht ausführlich und redselig daherkommt, nur um plötzlich mit Vollgas gen Ende zu rauschen.
Herausfordernd, aber immer noch zu konstruiert
Immerhin müsst ihr ein paar besonders knifflige Rätsel lösen, weshalb die zweite Episode schwerer ist als die erste. Während dies im Großen und Ganzen zu begrüßen ist, hat Revolution Software bei einer ganz speziellen Textübersetzung maßlos übertrieben. Dabei ist die Zuordnung von Symbolen und Wörtern dermaßen kryptisch und vage, dass nur absolute Vollblutprofis ohne Lösung eine Chance haben. Zum Glück gibt es erneut eine umfangreiche Hilfsoption, mit der ihr notfalls diese Hürde meistern könnt – wenn auch freilich auf eine unbefriedigende Art.
Davon abgesehen bleibt der große Schwachpunkt der ersten Episode erhalten: Viele Rätsel wirken verkrampft konstruiert und unnötig in die Länge gezogen. So sollt ihr beispielsweise an einer Stelle mit Farbeimern, Feuerlöscher und Ölfass ein paar Takte aus “Ave Maria“ spielen, um eine gläubige, heulende Frau zu beruhigen und somit zum Reden zu animieren. An anderer Stelle müsst ihr eine Ziege mit Obst von A nach B nach C locken, was aufgrund des Schleichgangs sowohl von George als auch des dämlichen Tieres enorm langwierig ist.
Alle Plus- und Minuspunkte bei der Präsentation sind geblieben: Die Grafik ist schön gezeichnet, die Animationen wirken etwas steif, die Musik ist einschläfernd und die Tonpausen zwischen den Dialogzeilen stören den Spielfluss.
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