Test - Assassin's Creed: Rogue : Innovationslos gut
- PS3
- X360
Shay Patrick Cormac ist ein Assassine. Zumindest ist er das zu Beginn von Assassin's Creed: Rogue. Doch wie der Titel schon andeutet, verläuft Shays „Karriere“ nicht geradlinig. Stattdessen dreht sie den gewohnten Serienspieß schon kurz nach den ersten Abschnitten um: Shay wird zum Templer und macht Jagd auf seine ehemaligen Assassinen-Ausbilder – und seine Freunde.
Eine dramatische Ausgangsposition, die eine insgesamt deutlich interessantere Geschichte einleitet als beim direkten Vorgänger Assassin's Creed IV: Black Flag. Shay ist zwar nicht der erhoffte knallharte Typ, denn er schwankt zwischen freundlicher Zurückhaltung und emotionalen Überreaktionen. Dennoch taugt er als Hauptcharakter mehr als Connor und Edward Kenway. Hinzu kommen interessante Gegenspieler, selbst wenn die nicht an die faszinierende Bösartigkeit eines Charles Lee aus Assassin's Creed III herankommen. Sehr gut steht Rogue das Auftauchen diverser alter Bekannter zu Gesicht, darunter auch historische Persönlichkeiten.
Déjà-vu
Spielerisch hat der finale Last-Gen-Spross der Creed-Serie sehr viel gemeinsam mit seinen Vorgängern. Die Unterschiede sind marginal. Shay verschießt Giftpfeile nicht mit einem Blasrohr, sondern mit einem Luftgewehr, mit dem er zusätzlich Knallkörper zur Ablenkung abfeuern kann. Hinzu kommen wenige neue Waffen wie ein Granatwerfer. Selbst sein Schiff, die Morrigan, ähnelt spielerisch Edward Kenways Jackdaw sehr. Dass statt Minenfässern nun eine brennende Ölspur gegen Verfolger auf See eingesetzt werden kann und auch manch andere Schiffsbewaffnung geringfügigen Änderungen im Vergleich zu Black Flag unterzogen wurde, macht letztendlich kaum etwas aus. Kurz gesagt: Rogue ist wie Black Flag, nur weiter oben im Norden Amerikas angesiedelt.
Während der rund zwölfstündigen Kampagne verschlägt es euch mehrere Male von New York zum River Valley bis hinauf in den frostigen Nordatlantik. Kommt ihr dort auf die Idee, schwimmen zu gehen, erfriert Shay nach kurzer Zeit. Die niedrigen Temperaturen machen sich insbesondere bei der Jagd bemerkbar. Nicht an Land, denn da läuft alles wie gewohnt ab. Doch bei der Waljagd gilt es nun, sich zusätzlich gegen das Aufprallen auf Eisbrocken zu wappnen.
Um die Wale schneller erlegen zu können, verbessert ihr eure Harpunen genauso wie das restliche Schiff. Beim Schiff ist das besonders wichtig, wenn ihr versucht, Festungen einzunehmen. Das Pendant dafür an Land sind die Bandenhauptquartiere, die es zu infiltrieren und zu übernehmen gilt. Das funktioniert viel einfacher, wenn ihr eure Hauptfigur regelmäßig verbessert. Das kennt man fast genauso aus den Vorgängern, inklusive des Anfertigens neuer Ausrüstungsgegenstände.
Geschäftsmann
Ebenfalls wieder dabei sind die diversen Möglichkeiten, für ein regelmäßiges Einkommen zu sorgen. Ob ihr hierfür Gebäude renoviert oder eure eigene Flotte auf Missionen schickt, bleibt euren Vorlieben überlassen. Schwierig ist beides nicht. Genauso wenig wie die Kämpfe, solange ihr es nicht mit den nervigen neuen Bandenschleichern zu tun habt, die euch im Assassinen-Stil gerne unerwartet anspringen. Die Dauerkontertaktik funktioniert ansonsten nach wie vor bei fast allen Gegnern. Ähnlich leicht ist das Klettern, das wie im Vorgänger fast automatisch abläuft. Knifflig wird es nur, wenn ihr versucht, alle möglichen Sammelobjekte zu erreichen. Erst dann müsst ihr euren Grips ein wenig anstrengen, um jeden Ort zu erreichen.
Rein optisch fallen eure Ausflüge wieder äußerst augenschmeichelnd aus. Diverse Last-Gen-Krankheiten wie Kantenflimmern und gelegentliche Flackerschatten treten in einer verschmerzbaren Menge auf. Die Sound-Abteilung hat nahezu makellose Arbeit geleistet und bietet tolle deutsche Sprecher und Ohrwurmmelodien mitsamt den beliebten Shantys auf hoher See.
Forever alone
Interessanterweise verzichtet Assassin’s Creed: Rogue komplett auf einen Multiplayer-Modus. Das beeinträchtigt aber natürlich nicht die Qualität der Kampagne, weshalb dieser Fakt hier nur als Randnotiz auftaucht. Ebenso erwähnt seien die Mikrotransaktionen, die sich angenehmerweise „außerhalb“ des eigentlichen Spiels im Hauptmenü verstecken und für das Durchspielen nicht mal ansatzweise benötigt werden. Weit mehr nötig hätte die Serie einen Jetztzeitabschnitt gehabt, der wieder halbwegs relevant wäre. Genauso wie Black Flag schafft es aber leider auch Rogue nicht, außerhalb der Vergangenheitsreisen zu überzeugen. Zumindest gibt es wieder einige Easter-Eggs zu finden.
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