Test - Endless Space : Griff nach den Sternen
- PC
Die unendlichen Weiten des Weltalls üben auf den Menschen schon seit Jahrhunderten eine unfassbare Faszination aus. Was verbirgt sich dort in der Dunkelheit, werden wir irgendwann Kontakt mit Bewohnern anderer Galaxien aufnehmen oder uns auf Asteroiden ansiedeln? Dass uns diese Fragen interessieren, liegt schlicht und einfach an dem Erkundungsdrang, der tief in jedem von uns schlummert. Trotzdem ist das Genre der rundenbasierenden 4X-Weltraum-Strategiespiele dadurch nicht zwangsweise ein Garant für einen Verkaufsschlager. Ab und an trauen sich aber immer noch mutige Publisher und Entwickler an diese Art von Spielen. Es wird alles auf eine Karte gesetzt, um den kritischen Fans endlich einen würdigen Nachfolger zu Master of Orion 2 bieten zu können. Leider kann so ein Projekt aber aufgrund von Geld- und Zeitmangel auch gehörig in die Hose gehen, was nicht zuletzt Legends of Pegasus bewiesen hat.
Genau wie im Fall von Legends of Pegasus, suchten sich die Amptitude Studios, als neugegründetes Entwicklerteam, das Genre der Weltraum-Strategie aus und feiern mit Endless Space ihr Erstlingswerk. Im Vergleich hat man aber hier ein vollständig fehlerfreies Spiel abliefern können, das nicht alle fünf Minuten abstürzt. Eine gute Voraussetzung für einen positiven Test und ein unterhaltsames Spielerlebnis. Möglicherweise haben die Fans es sich ja selbst zu verdanken, dass sie endlich mal ein Spiel genießen dürfen, das dem oben genannten König des Genres nahe kommt. Das Entwicklerstudio ließ die Spieler nämlich von Beginn an aktiv mitarbeiten. Von Gesprächen mit den Verantwortlichen, über Diskussionen in Foren, bis hin zu Voting-Aktionen war alles dabei, was den Fans die Möglichkeit bot, sich ihr Wunschspiel zu erstellen.
Heute schreiben wir Geschichte!
Wie es sich herausgestellt hat, stehen die alteingesessenen Fans und Kolonialisierungsveteranen nicht auf eine packende Geschichte. Endless Space verzichtet völlig auf eine Erzählung, was den ein oder anderen im ersten Augenblick ein wenig misstrauisch machen könnte. Zwar besitzt jedes der acht zur Auswahl stehenden Völker eine Hintergrundgeschichte, die ist aber in ein paar Zeichnungen und gesprochenen Sätzen erzählt. Hier werdet ihr auch zum ersten und letzten Mal eine Stimme hören, denn eine Sprachausgabe hielt man wohl für unnötig. Interessanterweise war das Streichen einer sich über den gesamten Spielverlauf ziehenden Geschichte und der Sprachausgabe eine wirklich geniale Entscheidung.
Durch die pure Spielmechanik, die ganz klar im Vordergrund steht, und eure Fantasie schreibt ihr nämlich eine eigene epische Geschichte. Das führt zu einem süchtig machenden Sog, der euch packt und so schnell nicht mehr loslassen wird. Wollt ihr die volle Portion an Unterhaltung aus Endless Space herausholen, ist eure Vorstellungskraft gefragt. Vorher solltet ihr euch allerdings noch um die Einstellungen der Siegesbedingungen und des Spielablaufs kümmern. Wollt ihr durch die Oberhand im Bereich der Wissenschaft siegen, eine komplexere Galaxie erforschen oder einen höheren Schwierigkeitsgrad? Wenn ihr nicht mit den standardmäßigen Vorgaben einverstanden seid, befindet sich all das und noch viel mehr in der Spielanpassung.
Militärmacht oder Wirtschaftswunder?
Habt ihr euch mit diesen Einstellungen auseinandergesetzt, ist es an der Zeit, eine Fraktion zu wählen. Dabei sollten die Vor- und Nachteile beachtet werden, die je nach Volk angenehm unterschiedlich ausfallen. Könnt ihr euch mit dem kriegerischen Imperium der Menschen identifizieren oder steht ihr eher auf der Seite eines friedlichen Volkes? Diese Entscheidung bleibt euch überlassen. Sogar wenn keine der Fraktionen ansprechend sein sollte, ist es kein Grund zur Trauer: Ihr erstellt euch einfach eine eigene. Nachdem ihr über die Spezifikationen der ausgewählten Spezies im Bilde seid, kann es sofort losgehen. Wie bereits zu Anfang erwähnt, ist das Herz von Endless Space das 4X-System. Dahinter verbergen sich die vier englischen Begriffe explore, expand, exploit und exterminate, zu deutsch bedeutet dies entdecken, ausbreiten, ausbeuten, auslöschen.
Kenner des Genres werden sich also gleich wie Zuhause fühlen, allerdings setzt man hier auf rundenbasierende Strategie. Jeder Zug bietet euch die Zeit für Verwaltung und akribische Planung eurer Sternensysteme. Erst wenn ihr sicher seid, dass all eure Arbeit erledigt ist, geht es eine Runde weiter. Neueinsteiger sollten die ersten Runden dazu nutzen, um das umfangreiche Tutorial in sich aufzusaugen. Das kann zwar eine Stunde in Anspruch nehmen, danach sollten aber kaum noch Fragen offen bleiben. Trotzdem wird es einige Zeit und ein paar missglückte Partien dauern, bis man wirklich den Dreh raus hat, um sich mit dem nachvollziehbar agierenden Computergegner messen zu können. Der kann euch nämlich auch auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad ordentlich die Hölle heißmachen, wenn ihr über die Runden ein paar falsche Züge getätigt habt.
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